Wahl des Aufsichtsrats beim HSV elektrisiert

In der bevorstehenden Mitgliederversammlung des Hamburger SV steckt eine Menge Zündstoff. Zentraler Punkt der Veranstaltung am kommenden Sonntag (25. Januar) ist die Wahl des Aufsichtsrates. Dabei droht die Abstimmung ein Machtkampf zu werden.

Langjährige Mitglieder befürchten gar einen Putsch, und der Vorstand um Bernd Hoffmann hat mit Magenproblemen zu kämpfen. Der Vereinschef befürchtet, dass zahlreiche kritische Geister aus der 45.448 Mitglieder starken Garde Supporters/Fördernde Mitglieder Einzug in den neuen Aufsichtsrat halten und die Arbeit des Vorstands erheblich erschweren, ja sogar blockieren könnten.

In dem insgesamt zwölfköpfigen Gremium sind acht Plätze zu besetzen. Um die bewerben sich 20 Kandidaten. Vier Kontrolleure stehen bereits fest; sie wurden von ihren Abteilungen bei internen Wahlen in den Aufsichtsrat delegiert. Hoffmann mahnt, beim Club handele es sich schließlich um ein mittelständisches Unternehmen mit einem 140-Millionen-Euro-Budget, das dementsprechend geführt werden müsse. “Der Spiegel” sieht in der Hansestadt einen “Kampf der Kulturen” toben und meint: “Es geht um die Frage, wem das beliebteste Spiel der Welt gehört: den Bossen oder den Fans?”


Die Vereinsführung fürchtet um die Handlungsfähigkeit des HSV. “Klar ist, dass wir als Vorstand die Möglichkeit haben müssen, genau in der gleichen Art und Weise die Geschicke des Vereins weiterzuführen, wie das bisher der Fall war. Ansonsten macht das keinen Spaß und keinen Sinn“, sagte der Clubchef in der Radio-Sendung “Sportforum” von NDR 90,3. “Wir brauchen den Wechsel“, fordert dagegen Supporters-Kandidat Ingo Thiel und formuliert seine Kern- These: “Fußball muss für die einfachen Fans bezahlbar bleiben.”

Schauspieler Marek Erhardt bewirbt sich ebenso wie Ex-Profi Sergej Barbarez und Groß-Unternehmer Alexander Otto um einen Platz im Kontrollgremium. “Wir müssen einmal reinen Tisch machen, um am 25. Januar einen Neuanfang zu wagen“, sagt der frühere Stadionsprecher und fragt: “Warum wird vom Vorstand Angst geschürt, man könnte die Arbeit blockieren?” Erhardt sieht zahlreiche Gräben im Verein, die zu zuschütten seien.

Sportlich und wirtschaftlich läuft es jedoch rund beim HSV. Der Verein ist zum vierten Mal in Serie im internationalen Fußball- Geschäft vertreten, schreibt seit Jahren schwarze Zahlen und hat gerade erst mit dem Verkauf von Nigel de Jong zu Manchester City für einen bewundernswerten 20-Millionen-Euro-Coup gesorgt.

Doch in seiner jetzigen Zusammensetzung sei der Aufsichtsrat nicht optimal, rügt das scheidende Mitglied Frank Mackerodt. “Es gab drei Lager. Eine Gruppe war grundsätzlich kritisch, die zweite nicht distanziert genug und die dritte neutral“, bemängelt der frühere Volleyball-Nationalspieler im “Hamburger Abendblatt” und plädiert damit für einen Umbruch in dem 58.660 Mitglieder starken Universal- Verein. “Diese Versammlung ist richtungweisend“, kündigte Aufsichtsratschef Horst Becker an.