Schalke nach Pokal-Aus am Boden

Die Mannschaft ohne Charakter, Coach und Manager ohne Einfluss und dem Präsidenten fehlen die Worte: Nach dem peinlichen Ausscheiden aus dem DFB-Pokal beim Zweitliga-Club FSV Mainz 05 steht der Revierclub vor einem großen Scherbenhaufen einer völlig misslungenen Spielzeit.

Manager Andreas Müller war nach dem erneuten Rückschlag so bedient, dass er sogar seinen Job infrage stellte: “Entweder macht man mit Trainer und Sportdirektor weiter oder man zieht die Reißleine und macht nicht mehr weiter“, meinte Müller nach der 0:1-Niederlage im Pay-TV-Sender Premiere.

Entweder man hat ein Bekenntnis zum Trainer und zum Manager oder man hat keines, aber dann muss man das auch so dokumentieren“, erklärte der 46-Jährige weiter. “Ich denke, dass es halt Utopie ist, auf Schalke Ruhe zu bekommen.” Zumindest nicht, so lange die Gelsenkirchener weiterhin so durch die Saison stolpern.

Selbst das Handtuch zu werfen kommt für Übungsleiter und Manager aber trotz des neuerlichen Rückschlags offenbar aber nicht infrage: “Nein, das kenne ich nicht. Ich werde kämpfen“, teilte Rutten mit. Nach den Ausscheiden aus der Königsklasse und dem UEFA-Cup hatten die Königsblauen alle Hoffnungen auf den DFB-Pokal gerichtet. Aber die letzte Möglichkeit, in der kommenden Saison doch noch international vertreten zu sein, wurde beinahe leichtfertig verspielt. “Enttäuscht ist zu harmlos. Ich bin schockiert“, sagte Müller nach dem Schlusspfiff. “Das Aus ist natürlich eine Katastrophe“, fügte der Trainer hinzu.


Club-Boss Josef Schnusenberg und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies werden sich den Niedergang wohl nicht mehr lange anschauen. Schnusenberg verließ den Ort der Schmach am Dienstagabend kommentarlos. “Ich sage nichts. Auch morgen nicht“, war seine einzige Aussage. Noch drei Tage zuvor hatte er im Anschluss an das schmeichelhafte 2:1 bei Eintracht Frankfurt offiziell die Wende ausgerufen und bereits wieder von der Champions League gefaselt.

Doch die in der Liga als Tabellen-Achter im Mittelfeld herumdümpelnde Mannschaft hat in dieser Zusammensetzung einfach nicht das Niveau, um an der Spitze mitzuspielen. “Vielleicht fehlt die Qualität“, räumte Kapitän Marcelo Bordon ein. Der Brasilianer ist einer von vielen Spielern, die ihren Zenit bereits überschritten haben, aufgrund ihrer klangvollen Namen bei der Clubspitze aber immer noch unrealistische Ambitionen wecken. Gegen die clever agierenden Mainzer patzte Bordon beim entscheidenden Gegentor des Mainzer Stürmers Aristide Bancé wie der in die Jahre gekommene Mladen Krstajic.

Doch Bordon sah die Ursache nicht in der Szene zwei Minuten vor dem Schlusspfiff. “Wir müssen vorne einfach auch mal ein Tor machen“, kritisierte der Spielführer. Wie so oft in der Saison blieb der Angriff des viermaligen Pokalsiegers aber ein laues Lüftchen. Kevin Kuranyi schoss in den ersten 45 Minuten nur einmal aufs Mainzer Tor, ehe ihn Rutten auswechselte. “Ich war mit ihm nicht zufrieden“, erklärte der Niederländer. Inzwischen stehen die Zeichen bei Schalke und Kuranyi wieder auf Trennung. “Wir werden uns nach der Rückrunde zusammensetzen und dann mal sehen“, sagte Müller zur Situation des ehemaligen Nationalstürmers, dessen Vertrag bis 2010 läuft.


Bei den siegreichen Mainzern war der Jubel hingegen grenzenlos. “Wer Schalke schlägt, kann auch ins Finale kommen“, sagte Tim Hoogland nach dem Duell mit seinem Ex-Club. FSV-Coach Jörn Andersen war einfach nur “total happy“, während Manager Christian Heidel besonders auf die finanzielle Dimension des Weiterkommens hinwies. “Das kann uns rund zwei Millionen Euro zusätzlich bringen und das wäre rund ein Zehntel unseres Etats.” (dpa)