HSV hat Sehnsucht nach dem Meistertitel

So dicht am insgesamt siebten deutschen Meistertitel war der Fußball-Bundesligist Hamburger SV in dieser Saison seit 22 Jahren nicht mehr.

In dieser Saison ist viel drin, alle nehmen sich gegenseitig die Punkte weg. Und wenn Bayern weiterhin so schwächelt, ist sowieso richtig was drin“, sagte Piotr Trochowski im Anschluss an den 2:0-Erfolg gegen Arminia Bielefeld, zu dem er das 1:0 beisteuerte. Nun finden sich die Hanseaten auf dem dritten Tabellenplatz wieder. Zuletzt sah es in der Spielzeit 1986/87 so gut aus, als man am 20. Spieltag nur einen Zähler hinter Bayer Leverkusen lag.

Wortführer und gleichzeitig Mahner ist dabei Elfmeter-Killer Frank Rost, der im dichten Schneetreiben gegen Artur Wichniarek bereits den sechsten von insgesamt neun Elfer abwehrte. “Wenn wir die Fehler der letzten Woche abstellen und persönliche Dinge bis Ende Mai hinten anstellen, kommt der Rest von ganz alleine“, meinte der Schlussmann und spielte auf die unnötige 2:3-Pleite beim KSC an. Rost fehlt bei einigen seiner Teamkameraden die Fokussierung auf den Fußball. “Ich glaube, dass Bayern Meister wird, weil die anderen in ihren persönlichen Egoismen ertrinken.”

Damit will er insbesondere diejenigen anstacheln, die sich mehr um Verträge und kleine Wehwehchen kümmern. “Es ist erfreulich, dass die Ansprüche gestiegen sind. Wer mit diesem Druck nicht zurechtkommt, der darf dann auch nicht mehr beim HSV spielen“, so der Schlussmann.


Dass sich die Hanseaten zu Hause pudelwohl fühlen und mit der besten Heimbilanz (nur ein Unentschieden) aller Konkurrenten aufwarten, ist das große Plus. In der Fremde hapert es jedoch noch, wie auch Trainer Martin Jol weiß, der sein Team in der Englischen Woche zuerst auf die UEFA-Cup-Partie bei NEC Nijmegen und dann auf das Ligaspiel bei Bayer Leverkusen einstellen muss.

Nach dem Bielefeld-Erfolg, den der indisponierte Gäste-Keeper Dennis Eilhoff mit seinem Patzer beim Trochowski-Freistoß (32. Minute) ebnete, atmete Jol tief durch: “Das müsste nicht sein, dass man immer noch zittert“. Erst Paolo Guerrero (60.) beendete das Zittern und unterstrich mit seinem Treffer seine Stammplatz- Ansprüche. Jol hat in den Niederlanden wieder den in der Bundesliga gesperrten Mladen Petric zur Verfügung.

Schwere Aufgaben haben in den kommenden Wochen auch die Bielefelder vor sich, die schon gegen Bochum um wichtige Punkte gegen den Abstieg kämpfen. “Das ist Abstiegskampf pur“, sagte Trainer Michael Frontzeck, der mit den vier Punkten aus den Partien gegen Bremen, Berlin und Hamburg ganz zufrieden ist: “Wenn mir das jemand vorher angeboten hätte gegen die Mannschaften, die besser sind als wir, hätte ich unterschrieben.”