Hoffenheims neuer Fußball-Tempel

Nach dem Durchmarsch durch die 2. Bundesliga, bis hin zur Herbstmeisterschaft im Fußball-Oberhaus von 1899 Hoffenheim bekommt das Hinrunden-Überraschungsteam einen eigenen Fußball-Tempel: Die 30.000 Fußball-Fans fassende Rhein-Neckar-Arena des “Dorfclubs” in Sinsheim wird am 24. Januar mit einem Spiel gegen eine Regionalauswahl eingeweiht.

Ich bin zufrieden und auch ein bisschen stolz“, erklärte Mäzen Dietmar Hopp, der die 60 Millionen Euro teure Arena “spendiert” hat. In schweren Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise schauen viele Vereine neidvoll nach Nordbaden: Einen ähnlichen Neubau wird es in den nächsten Jahren in der Republik wohl nicht mehr geben.

Eigentlich sollte die Arena kommende Woche mit einem Kracher im DFB-Pokal-Achtelfinale einweihen, doch nach dem “Betriebsunfall” beim Zweitligisten SC Freiburg mussten man sich n un anders orientieren. Das erste Rückrunden-Spiel in neuer Umgebung findet am 31. Januar gegen Energie Cottbus statt. Da wird dann auch Hopps Golffreund Franz Beckenbauer zugegen sein. Zum Eröffnungsspiel am Samstag lud Hopp die Obersten der Landesrivalen VfB Stuttgart und Karlsruher SC ein, auch Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hat sich angekündigt.


Beim Spatenstich im Mai 2007 spielte Hoffenheim noch in der Regionalliga. Der Höhenflug des Vereins aus dem 3.300-Einwohner- Teilort Hoffenheim vollzog sich dann parallel mit den rasant fortschreitenden Baumaßnahmen. “Ich möchte nicht daran denken, was die Spötter gesagt hätten, wenn alles anders gekommen wäre“, sagte Hopp in der “Rhein-Neckar-Zeitung” (Heidelberg). Für einen Drittligisten wäre das Stadion einige Nummern zu groß gewesen, jetzt genügt es internationalen Ansprüchen und ist auch Spielstätte der Frauen-WM 2011.

Ursprünglich hätte das Stadion in Heidelberg stehen sollen, doch nach Streitigkeiten um den Standort steht es nun an der stauträchtigen Autobahn A 6 gegenüber dem Technik- und Automuseum Sinsheim. Mit der Rhein-Neckar-Arena will Hopp auch wegkommen vom Image des Dorfclubs. Er sieht den Bundesliga-Tabellenführer ohnehin mehr als den “Verein der Rhein-Neckar-Region mit 2,4 Millionen Einwohnern“.

Bei ihren Erstliga-Heimspielen im Mannheimer Carl-Benz-Stadion, wohin die Hoffenheimer während der Bauzeit ausgewichen waren, war die die Mannschaft von Ralf Rangnick ungeschlagen geblieben. Der Trainer fuhr in dieser Zeit ebenso wie einige seiner Spieler auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag an der wachsenden Spielstätte aus Beton, Glas und Stahl in Sinsheim vorbei. “Wir freuen uns wahnsinnig darauf, dort zu spielen“, sagte Mittelfeldakteur Tobias Weis.

Die Rhein-Neckar-Arena wird dazu beitragen, die Marke Hoffenheim zu stärken“, meinte Manager Jan Schindelmeiser. Die 40 VIP-Logen sind alle verkauft, 18.500 von 20.000 Dauerkarten ebenso. Die steilen Ränge, 40 Reihen hoch, wirken wie ein blaue Wand, die Sitzschalen sind in der Vereinsfarbe gehalten. Als ein “Geschenk des Himmels“, bezeichnete Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus in der “Heilbronner Stimme” das neue Stadion: “Es ist aber kein Prunk- und Protztempel.” Das Projekt Hoffenheim bleibt auch nach der Stadioneinweihung eine Baustelle: In Zuzenhausen entsteht derzeit ein hochmodernes Trainingsgelände für 15 Millionen Euro – rund um ein Schloss.