Hertha BSC wieder Jäger – BVB feiert Sieg

Der erste Platz in der Tabelle ist Geschichte, doch der Traum auf den ersten Titelgewinn seit 78 Jahren hält an. Hertha BSC Berlin machte aus der ersten Saison-Heimniederlage seit dem 27. September 2008 einfach den “Rückschlag zum richtigen Zeitpunkt”.

Der Hauptstadtclub sagte als Jäger dem neuen Führungsduo VfL Wolfsburg und HSV umgehend wieder den Kampf an.”Ja“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß nach der 1:3 (0:1)-Schlappe gegen Borussia Dortmund, so einen positiven Rückschlag kenne er auch noch aus seiner Zeit als aktiver Spieler.

Wir haben eine Mannschaft, die das kann, und einen Trainer, der den Hebel richtig ansetzt“, meinte der Manager optimistisch. Un die Truppe haben sich “in der Rolle des Jägers” auch vor vier Spieltagen als Tabellenführer sehr wohl gefühlt. “Es gibt keinen Grund, hektische Flecken zu bekommen“, fügte Hoeneß hinzu. Marko Pantelic meinte: “Wir dürfen unser Ziel und unseren Willen nicht vergessen. Der Traum muss da bleiben.” Als Joker konnte Pantelic den Sturz auf dem dritten Platz nach zehn Sieges-Feiern im Olympiastadion hintereinander auch nicht verhindern.


Die zweite Berliner Niederlage in Serie nach dem 0:2 in Stuttgart zeigte allerdings deutlich, dass die so oft gelobte Effektivität des Hauptstadtclubs nur mit 100 Prozent Einsatz und Konzentration zu erreichen ist. Das war gegen mutige Dortmunder, die nach dem Dreier gegen Bremen mit mehr Selbstbewusstsein agierten, nicht der Fall. “Wir haben eigentlich alles vermissen lassen, was uns sonst so stark macht. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt und blöde Tore bekommen“, fasste Hertha-Kapitän Arne Friedrich 90 unterhaltsame Minuten zusammen und forderte die Kollegen auf, “erst gar nicht darüber nachzudenken, was jetzt passieren könnte“.

Zwar sah Berlins Coach Lucien Favre die geballte Erwartungshaltung in der Hauptstadt, wo 74.244 Zuschauer für ein ausverkauftes Olympiastadion sorgten, nicht für die sichtbare Nervosität seines Personals über lange Strecken verantwortlich: “Das hat überhaupt nichts damit zu tun.” Die Erklärungsversuche von Hoeneß aber gingen auch ein Stück weit in diese Richtung: “Vielleicht hat die Mannschaft den Druck gespürt als Tabellenführer, ein volles Stadion, die Konkurrenz spielte gegeneinander.” Trotz zahlreicher Chancen stand am Ende nur ein – wenn auch spektakuläres – Tor von Raffael (54.).

Dortmund nutzte die Situation ohne vier Stammkräfte entschlossen. Alexander Frei (25.) mit seinem zehnten Saisontor, Sebastian Kehl (63.) und Nelson Valdez (82.) schossen den ersten Auswärtssieg des BVB seit dem 21. November vergangenen Jahres heraus. “Wir standen sehr kompakt, haben mit Roman Weidenfeller einen Torwart, der in einer sehr guten Verfassung ist“, analysierte Ex-Nationalspieler Kehl und ergänzte: “Wir können noch was bewegen.”

Fünf Punkte fehlen den Dortmundern, die durch 13 Unentschieden viel liegen ließen, jetzt noch zu einem UEFA-Cup-Platz. “Das ist nicht so einfach. Wir können nur angreifen, wenn andere nicht mitspielen“, sagte Borussen-Coach Jürgen Klopp. “Wohin die Reise geht, werden wir am Ende sehen“, meinte Kehl.


Das trifft auch auf den gestürzten Tabellenführer Hertha zu, bei dem dieses Mal auch Torjäger Andrej Woronin uneffektiv spielte. “Wir müssen alles mobilisieren und versuchen, die kleinen Defizite abzubauen“, forderte Manager Hoeneß mit Blick auf die Tabelle. Denn es gehe nicht nur um die Titel-Konkurrenz, sondern auch nachdrängende Teams wie den VfB Stuttgart: “Wir müssen hellwach sein.”