Hertha BSC geschockt: Vorstand hält an Favre fest

Noch steht der Club-Vorstand vom Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin hinter Coach Lucien Favre, doch langsam wird die Luft für den Schweizer Übungsleiter immer dünner.

Nach dem peinlichen 0:4 (0:3)-Debakel der Hauptstädter gegen Aufsteiger SC Freiburg sagte Herthas Coach mit sorgenvoller Mine: “Wir sind alle schuld, auch ich. Es ist eine sehr, sehr schwierige Situation.” Der Vorjahres-Vierte rutschte nach der Blamage auf den letzten Tabellenplatz ab und ist derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst, das “System Favre” scheint nicht mehr greifen zu wollen. Doch auch nach fünf Pleiten in Serie zwingt man sich in Berlin zur Ruhe. Sport-Geschäftsführer Michael Preetz sagte: “Lucien Favre ist der richtige Trainer für Hertha BSC, und er bleibt es auch.”

Jedoch hat der Auftritt gegen den Aufsteiger aus Freiburg und die vier Gegentreffer durch Ivica Banovic (6./67. Minute), Cedrick Makiadi (11.) und Mohamadou Idrissou (42.) beim verunsicherten Team Spuren hinterlassen. “Das war das allerschlimmste Spiel für mich“, sagte Mannschaftskapitän Arne Friedrich sichtlich geschockt. “Wir stecken bis zum Hals drin. Jetzt müssen wir uns mal die Meinung sagen. Es wird schwer und wir haben nicht viel Zeit“, meinte Hertha-Dauerbrenner Pal Dardai vor dem schweren DFB-Pokalspiel beim TSV 1860 München.

Die formschwachen Routiniers fallen als Vorbilder derzeit ebenso aus wie der noch in der Vorsaison bärenstarke Cicero. Andere Leistungsträger wie Torgarant Gojko Kacar und Keeper Jaroslav Drobny sind verletzt und nicht zu ersetzen – auch weil die von Favre und Preetz ausgesuchten Neuzugänge wie der tor- und glücklose Artur Wichniarek bislang bestenfalls Mitläufer sind.

Uns fehlt die Qualität“, hatte Nationalspieler Friedrich schon vor der Freiburg-Klatsche gewarnt. Im Mai hatte die Hertha noch von der Meisterschaft geträumt, nun droht der “alten Dame” ein freudloser Herbst mitten im Abstiegskampf. Schon jetzt rächt sich die erzwungene Schrumpfkur mit dem Abschied der Charakterköpfe Andrej Woronin, Josip Simunic und Marko Pantelic. Manch einer der 38.176 Zuschauer im Olympiastadion wünschte sich am Sonntag gar den aus dem Amt gejagten Manager Dieter Hoeneß zurück. “So eine Leistung können wir nicht hinnehmen. Wir sind jetzt gefragt, zusammenzustehen und uns aus der Situation zu befreien“, forderte Hoeneß-Nachfolger Preetz.

Wir müssen jetzt aufwachen, noch mehr arbeiten, noch mehr trainieren“, beschrieb Favre sein Konzept gegen die Krise. “Es ist für mich eine Riesen-Herausforderung, da herauszukommen.” Bei Präsident Werner Gegenbauer zumindest hat das Duo Favre/Preetz noch Kredit. “Sie haben meine Rückendeckung und werden in Ruhe weiterarbeiten“, versprach der Vereinschef.

Die Freiburger waren nach dem höchsten Bundesliga-Auswärtssieg seit 15 Jahren in Partylaune. “Ein perfekter Tag“, jubelte der überragende Banovic. “Jetzt freue ich mich auf eine Massage und ein Steak“, meinte der Kroate grinsend. Mit tollen Kombinationen und überfallartigen Kontern hatten die Badener schonungslos das ganze Ausmaß der Hertha-Schwächen aufgedeckt. “Wir sind überzeugt von dieser Mannschaft“, sagte Coach Robin Dutt und plante schon den nächsten Coup beim Pokalspiel in Augsburg: “Das wird ein heißer Tanz.”