Deutscher Fußball spürt Wirtschaftskrise

Nach fünf Jahren stetiger Verbesserung sind die richtig fetten Jahre im deutschen Profi-Fußball vorbei. Alle der insgesamt 36 Erst- und Zweitligisten mussten in diesem Jahr eine deutliche Verschlechterung der finanziellen Lage hinnehmen.

Nach eigenen Bekunden schrieben ein Drittel aller Clubs zum Abschluss der Saison 2008/09 Rote Zahlen. 53 Prozent rechnen mit einem weiteren Einnahme-Rückgang in der kommenden Spielzeit. “Die Fußballbranche kann sich der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht entziehen“, sagte Christoph Ehrhardt von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young bei der Präsentation einer im Juni durchgeführten Studie zur wirtschaftlichen Situation in den Bundesliga-Clubs.

Insgesamt 34 der 36 Vereine nahmen an der zum sechsten Mal durchgeführten anonymen Befragung teil. Dies waren so viele wie nie zuvor in den vorausgegangenen fünf Befragungen. Im vergangenen Jahr sagten noch 73 Prozent der befragten Manager aus, dass sie von einer Verbesserung der Lage ausgehen. Nun rechnen immerhin 53 Prozent mit einer Verschlechterung. Die restlichen Befragten gehen von einer gleichbleibenden Situation aus. Vor allem im Sponsoringbereich müssen die Vereine Abstriche machen. 30 Prozent erwarten rückläufige Einnahmen aus Banden- und Trikotwerbung sowie dem Verkauf von Business-Seats und Logen. “Die Marketingbudgets der Unternehmen wurden im Zuge der Krise zusammengestrichen – mit entsprechenden Folgen auch für die Sport- Sponsorings“, so Ehrhardt.

Als erster Bundesliga-Verein hatte Eintracht Frankfurt vor einigen Wochen die Probleme auf diesem Geschäftsfeld öffentlich gemacht. Den Hessen fehlen aus Logen-Verkauf und TV-Einnahmen rund fünf Millionen Euro im Vergleich zur Vorsaison. “Mich hat überrascht, wie viele Clubs einen ehrlichen Blick in die Zukunft geworfen und negative Erwartungen geäußert haben. Die Manager waren erfreulich offen. Es ist ein deutlicher Stimmungswechsel in der Bundesliga festzustellen“, sagte Arnd Hovemann, Autor der Studie “Bälle, Tore und Finanzen”. Zu kämpfen hätten vor allem die kleinen Vereine aus der 2. Bundesliga, wo drei Tage vor Saisonbeginn immerhin drei Clubs noch keinen Trikotsponsor haben.

Allerdings erwartet Hovemann, dass sich die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den deutschen Profi-Fußball in Grenzen halten werden. “Die Annahme, dass Clubs in Insolvenzgefahr geraten könnten, wäre weit überzogen. Die Bundesliga hat in der vergangenen Saison wieder einen Zuschauerrekord verzeichnet. Sie bleibt grundsätzlich ein sehr interessantes Werbeumfeld für Unternehmen“, sagte Hovemann.

Davon geht auch die Mehrheit der Manager aus. Immerhin 76 Prozent rechnen innerhalb der nächsten fünf Jahre mit der Umkehr des Trends und einem Anstieg der Einnahmen, nur 6 Prozent erwarten mittelfristig einen Rückgang. Kurzfristig haben sich die Clubs jedoch auf eine schwere Saison eingestellt und treten daher auf die Kostenbremse. Vor allem beim Personal soll der Rotstift angesetzt werden. 35 Prozent der Vereine wollen weniger für Transfers ausgeben, nur 12 Prozent planen höhere Ausgaben. Die Spielergehälter sollen bei 30 Prozent der Profi-Clubs gekürzt werden, 38 Prozent erwarten steigende Kosten. Im Vorjahr waren es noch 70 Prozent.