Beim HSV ist der Sportchef der Star – “Dukaten-Didi”

Beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV ist nicht Mladen Petric, nicht Ivica Olic oder sonst ein Spieler der Star, sondern derzeit Dietmar Beiersdorfer. Was der Sportchef der Norddeutschen in den letzten Monaten anpackte, wurde zu Gold.

Aus diesem Grund nennt ihn die “Bild”-Zeitung liebevoll “Dukaten-Didi”. Die unglaublichen Renditen, die der Sportchef mit Verkäufen von Spielern einfuhr, lassen Banker in Zeiten der Finanzkrise neidvoll Richtung HSV-Hauptquartier an der Sylvesteralle blicken.

Seit 2006 stehen etwa 44 Millionen Euro Gewinn durch die Veräußerungen von Khalid Boulahrouz (zum FC Chelsea), Daniel van Buyten (FC Bayern München), Rafael van der Vaart (Real Madrid) und Nigel de Jong (Manchester City) bei den Hanseaten zu Buche. Den Bolzen schlechthin brachte Beiersdorfer zweifellos mit dem 20-Millionen-Euro-Deal für de Jong (Manchester City), den er einst für im Vergleich läppische 1,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam geholt hatte. “Ich denke, uns ist ein guter und wirtschaftlich optimaler Transfer geglückt», gab sich Beiersdorfer bescheiden.

Bei der Mitgliederversammlung am vergangene Sonntag (25. Januar) wurde der ehemalige HSV-Abwehrrecke von über 4.800 Mitgliedern frenetisch gefeiert. Als der Applaus nicht weniger wurde, erhob sich der 45-Jährige von seinem Stuhl und verneigte sich brav, was die Anhänger zu “Didi, Didi“-Rufen anstachelte.

Wer “Dukaten-Didi” angreift, dem schlägt umgehend eine Ladung Abneigung entgegen. Willi Schulz, als dreimaliger WM-Teilnehmer und Uwe Seelers Mannschaftskolege unter dem Kosenamen “World-Cup-Willi” bekannt, wurde von den HSV-Fans nicht zuletzt mit dem Rauswurf aus dem Aufsichtsrat abgestraft, weil er vor einiger Zeit den Rücktritt Beiersdorfers gefordert hatte. Bei so viel Lob wollte auch Club-Boss Bernd Hoffmann nicht abseitsstehen und streichelte seinen Sportchef mit den Worten: “Es ist nicht immer einfach mit dir, aber es macht Spaß.”


Was Beiersdorfer auszeichnet, ist sein exzellentes Auge für Rohdiamanten auf dem Fußballrasen. Zwar nicht grundsätzlich als Geschäftsmodell angelegt, so nutzt der Sportdirektor das Interesse an den veredelten Talenten doch gern zur Aufbesserung des Kontos. “Am liebsten würden wir natürlich kein Talent abgeben, um die Entwicklung der eigenen Mannschaft in Ruhe vorantreiben zu können. Aber leider können wir uns nicht immer den Marktmechanismen entziehen“, sagte der gebürtige Franke, der stets bedächtig formuliert.

Dass er bisweilen aber auch danebenliegt, zeigt das Beispiel Thiago Neves. Der als Van-der-Vaart-Ersatz für rund 7,5 Millionen Euro geholte Brasilianer war bislang ein Schatten seiner selbst und ist bereits nach fünf Monaten ein Verkaufs-Kandidat.

Die Millionen aus dem De-Jong-Transfer sollen laut Beiersdorfer nicht überhastet investiert werden. “Im Winter sind die Preise höher, weil man die Spieler aus laufenden Verträgen kaufen muss“, berichtete der Sportdirektor und hat damit auch seinen Chef überzeugt. “Wir werden nicht alles ausgeben, sondern in den Sparstrumpf stecken und im Sommer noch Transfers vornehmen“, verkündete Hoffmann, der sich mit seinem Sportchef auch schon einige hitzige Dispute geliefert hat. Seit einiger Zeit ist Beiersdorfer aus dem Speckgürtel Hamburgs in Hoffmanns unmittelbare Nähe gezogen. Jetzt klappt die Verständigung auch nach Dienstschluss auf Zuruf.