Auf die sonst so markigen Sprüche wartet man vergebens. Dafür bekommt man gesenkte Köpfe zu sehen und ungewohnt leise Töne zu hören: Der mit viel Vorschusslorbeeren in die neue Spielzeit der Fußball-Bundesliga gestartete deutsche Rekordmeister FC Bayern München ist nach dem schlechtesten Saisonstart seit 43 Jahren nach drei Spielen mit nur zwei mageren Zählern auf der Habenseite bedeutend ruhiger geworden.
Nach dem 3:1-Erfolg im Testspiel gegen den Tabellenführer der 2. Liga 1. FC Union Berlin war von Kampfansagen in Richtung des deutschen Meisters VfL Wolfsburg nichts zu hören. Ganz im Gegenteil: Auf die Frage, was denn drei Tage vor dem Duell mit den Niedersachsen für den FCB spreche, antwortete National-Verteidiger Philipp Lahm: “Eigentlich gar nichts.”
Dabei gaben sich die Gastgeber vor 19.000 Fußball-Fans in der ausverkauften “Alten Försterei” als Aufbauhelfer. Chefcoach Uwe Neuhaus hatte seinen Stammkräften vor dem Spitzenspiel beim FC Augsburg eine Auszeit gegönnt und überwiegend der zweiten Reihe eine Chance gegeben.
Der VfL soll sich hingegen am kommenden Samstag (29.08.2009) auf ein anderes Spielsystem des FC Bayern einstellen, welches am gestrigen Mittwoch bei Union Berlin erstmals getestet wurde. Dabei soll bei dem von Fußball-Lehrer Louis van Gaal geplanten 4-3-3-System in Zukunft der Franzose Franck Ribérydie zentrale Position hinter den Spitzen einnehmen, gestern tat dies noch Thomas Müller. “Ich werde die Position des Zehners ausprobieren und sehen, wie es funktioniert“, hatte Ribéry tags zuvor erstmals geäußert. “Wir haben hier das neue System geprobt, es war eine wichtige Trainingseinheit“, bekannte Mario Gomez und schloss Durchhalteparolen an: “Noch ist nichts verloren. Wenn wir Wolfsburg schlagen, sind wir bis auf einen Punkt dran.”
In Berlin begann van Gaal ohne fünf Akteure vom 1:2-Desaster in Mainz und wohl nicht zufällig fehlten jene Profis, die dort am meisten enttäuscht hatten, unter ihnen Miroslav Klose. Hingegen nutzte Ivica Olic seine Chance mit dem ersten Bayern-Möglichkeit (22.) und war auch ansonsten quirligster Angreifer. Die weiteren Treffer der Bayern, die keinen spielerischen Glanz verbreiteten, schossen Breno (30.) und Edson Braafheid (47.). So mussten die Müchner am Ende froh sein, dass die Union-Reservisten neben dem Ehrentreffer von Kenan Sahin (69.) ihre weiteren vier klaren Möglichkeiten nicht nutzten.
“So viele Chancen hätten wir nie zulassen dürfen. Das darf nicht passieren“, klagte Lahm und räumte ein: “Drei Spiele ohne Sieg, das kratzt am Selbstvertrauen. Wir hatten gewusst, dass es einen holprigen Start geben kann und natürlich hoffen jetzt alle, dass wir auf einem guten Weg sind.”
Van Gaal hatte ganz andere Sorgen und wollte sich nach dem schlechtesten Saisonstart der Bayern seit 43 Jahren für den Hit gegen die “Wölfe” noch nicht in die Karten schauen lassen. “Wir stecken in einer ganz schwierigen Situation. Aber das Match gegen Wolfsburg ist auch nur ein Spiel, wenn auch ein wichtiges. Wir brauchen noch Zeit für das neue System“, meinte der Niederländer. Sportdirektor Christian Nerlinger nahm das Positive aus dem Test zu ungünstiger Zeit mit: “Die Einstellung hat gestimmt.” Ob am Transfermarkt noch ein Joker gezogen wird, wollte er nicht verraten. “Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab und verfallen auch nicht in Aktionismus.”