Zé Roberto reicht Bayerns Einjahres-Angebot nicht

Im kommenden Sommer wird Zé Roberto 35 Jahre alt, aber das merkt man dem Brasilianer auf dem rasen nicht an. “Ich fühle mich wie ein 25-Jähriger“, meinte er.

Und genau deswegen ist der Mittelfeldmann auch nicht in Freudentaumel gefallen, als der FC Bayern München ihm einen “Kurzvertrag” bis 2010 angeboten hatte, sonder winkte vielmehr enttäuscht ab. “Ich bin in absoluter Höchstform. Ich spüre, dass ich noch zwei, drei Jahre spielen kann – und da ist das eine Jahr vielleicht zu wenig“, erklärte Zé Roberto vor dem Achtelfinal-Rückspiel des FCB in der Champions League gegen Sporting Lissabon.

Zé Roberto beginnt zu pokern – und ist damit in einer ähnlichen Situation wie sein Mannschaftskollege und Teamkapitän Mark van Bommel, dessen Kontrakt ebenfalls am Ende der laufenden Spielzeit endet. Auch van Bommel ist das Angebot des deutschen Rekordmeisters bis 2010 zu wenig. Die Zeichen beim Niederländer deuten auf Abschied, zumal in Anatoli Timoschtschuk, der im Sommer für rund elf Millionen Euro nach München wechselt, bereits ein neuer Chef-“Sechser” für das Mittelfeld verpflichtet worden ist.

Gemeinsam mit seinem Berater Juan Figer und seiner Ehefrau Luciana will Zé Roberto intensiv darüber beraten, ob er die Offerte annehmen wird oder ob er “vielleicht doch ein anderes, längeres Angebot” annehmen soll. So könnte er unter anderem in den USA seine Karriere ausklingen lassen.

Beim FC Bayern hat neuerdings ein großes Zögern bei “Ü 30”-Profis eingesetzt, sie mit Verträgen mit längerer Laufzeit auszustatten. Manager Uli Hoeneß bemerkte, dass man Verträge auch jedes Jahr verlängern könne. Auf der anderen Seite wollen die Bayern-Bosse und auch Chef-Trainer Jürgen Klinsmann den selten verletzten Zé liebend gerne behalten. Im Verbund mit Franck Ribéry und Philipp Lahm bildet der exzellente Techniker das magische Bayern-Dreieck auf der linken Seite. Und im reifen Alter von 34 hat der Linksfüßer zudem auch noch das Toreschießen gelernt. “Es macht einen riesigen Spaß, dem Kerl zuzusehen“, schwärmte Klinsmann.


Nach vielen Jahren in Deutschland haben sich Zé Roberto und seine Familie inzwischen auch an die kalten Winter in München gewöhnt. Nach einem einjährigen Gastspiel in seiner brasilianischen Heimat beim FC Santos heuerte er darum gerne im Sommer 2007 zum zweiten Mal beim FC Bayern an. “Ich kam zurück mit dem Gedanken, meine Karriere hier zu beenden. Ich habe hier viel gelernt und mich immer wohlgefühlt.”

Der ehemalige Leverkusener (von 1998 bis 2002 spielte er bei Bayer) erlebt mit 34 Jahren gerade einen zweiten Frühling. “Ich spiele meine beste Saison beim FC Bayern“, sagt er selbst. Klinsmann gewährt ihm zudem einige Freiheiten, etwa bei der Dosierung der Trainingsbelastung. “Und bei Klinsmann kann ich mehr nach vorne machen. Bei Ottmar Hitzfeld habe ich defensiver gespielt.”

Zudem jagt der zweimalige WM-Teilnehmer mit Brasilien (1998, 2006) einem letzten sportlichen Ziel nach, dem Gewinn der Champions League. Sein Wunsch sei es, am 27. Mai in Rom “den Pokal in die Luft zu recken“. Mit Bayer Leverkusen war er diesem Ziel schon einmal ganz nahe. Aber 2002 war er ausgerechnet bei der 1:2-Niederlage in Glasgow gegen seinen Ex-Club Real Madrid, bei dem er 1997 für wenige Monate unter Vertrag stand, nur Zuschauer: Wegen einer Gelb-Sperre durfte Zé Roberto im Champions-League-Finale nicht mitwirken.