WM 2010: Deutschland verliert Test 0:1 gegen Argentinien

Große Ernüchterung in Fußball-Deutschland: Die DFB-Elfs hat genau 100 Tage vor dem Start der WM 2010 in Südafrika das letzte Testspiel vor der endgültigen Benenung des WM-Kaders gegen Argentinien mit 0:1 (0:1) verloren.

Dabei erzielte Gonzalo Higuain den Treffer des Abends in der 45. Spielminute gegen eine über weite Strecken enttäuschend und ideenlos spielende Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Weder der sonst so souveräne Schlussmann René Adler, noch die erschreckend schwachen Defensivakteure Jerome Boateng und Serdar Tasci und besonders die harmlose Offensivabteilung zeigten ansatzweise WM-Form. Auf den Bundestrainer wartet nach der ersten Schlappe nach zehn Begegnungen noch eine Menge Arbeit.

Allerdings verlor die Deutsche Mannschaft auch das letzte Vorbereitungsspiel zur WM 2006 im eigenen Land gegen den späteren Weltmeister Italien und das sogar mit 1:4. Am Ende wurde die Mannschaft vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann bekanntlich noch WM-Dritter. Der unter den 65.152 Fußball-Fans in der nicht ganz ausverkauften Münchner Allianz Arena anwesende Klinsmann musste mit ansehen, wie die DFB-Auswahl ihre erste Chance der Partie durch den eingewechselten Cacau in der 76. Spielminute verbuchen konnte. Ansonsten erlebte der Gäste-Keeper Sergio Romero einen ruhigen Abend. In den letzten Minuten feierten die Zuschauer jeden Ballkontakt der spielstarken Argentinier unter Trainer Diego Maradona.

Beide Mannschaften begegneten sich von Beginn an mit großem Respekt. Dabei scheuten die Gäste zunächst jedes Risiko. Auch die Deutschen traten mit einer extremen Sicherheitstaktik an, um das schnelle Offensivspiel der Argentinier zu verhindern. Wie schon zuletzt in den beiden entscheidenden EM-Qualifikationsspielen gegen Russland setzte Löw auf ein 4-2-3-1 System mit Miroslav Klose als einziger echter Spitze. Der zuletzt in der Bundesliga glücklose Angreifer erhielt zunächst den Vorzug vor seinem Vereinskollegen Mario Gomez.

Erstmals übernahm Bastian Schweinsteiger den Platz neben Michael Ballack im zentralen Mittelfeld. Auf der rechten Seite feierte der Münchner Thomas Müller seinen Einstand im DFB-Dress. Auch der beim 1. FC Köln seit 1.300 Spielminuten torlose Lukas Podolski erhielt das Vertrauen des 50-jährigen Fußball-Lehrers. Doch in einer von Taktik geprägten Anfangsphase wusste sich keiner der Offensiv-Kräfte entscheidend in Szene zu setzen. Die Gäste stande hinten sicher und ließen nichts zu.

So hatte Kapitän Ballack mehr Defensivarbeit zu verrichten als ihm lieb war und die Kreativ-Abteilung um Schweinsteiger, Podolski und den Bremer Mesut Özil blieb blass. Auch Klose war deutlich die fehlende Spielpraxis anzumerken. Wie vor dem Spiel vereinbart, blieb er zur Pause in der Kabine und wurde durch Gomez ersetzt.

So hatten die Platzherren im ersten Durchgang nicht eine nennenswerte Torchance. Anders die Gäste aus Argentinien: Zunächst tanzte Angel di Maria Serdar Tasci und Jerome Boateng aus, scheiterte anschließend aber am Querbalken (38.).

Maradona hatte seine aktuell stärkste Truppe auflaufen lassen und das zahlte sich Sekunden vor dem Pausenpfiff aus. Nach einem Stellungsfehler des Bremers Per Mertesacker stürmte Higuain auf Adler zu, der übermotiviert sein Tor verlassen hatte und von dem Real-Madrid-Profi überlaufen wurde. Drei Minuten zuvor hatten die Gäste jedoch Glück, als der englische Unparteiische Martin Atkinson nach einem unmotivierten Foul von Nicolas Otamendi an Klose weiterspielen ließ.

Am Bild änderte sich auch nach Wiederbeginn nichts. Über weite Strecken hatte “Albiceleste” alles unter Kontrolle. Erst die Auswechslungen von Cacau für Özil in der 67. Spielminute und Toni Kroos (67. für Müller) brachten etwas Schwung ins deutsche Angriffsspiel. Erstmals wurde Argentiniens Keeper Romero in der 76. Minute durch Cacau geprüft.

Eine Schrecksekunde gab es für Bayern-Trainer Louis van Gaal. Martin Demichelis musste in der 57. Minute nach einem Zusammenprall mit Ballack verletzt auf einer Trage vom Platz gebracht werden.