Verhältnis Hopp und Rangnick kaum noch zu kitten

Beim Fußball-Bundesligisten und Herbstmeister 1899 Hoffenheim hängt der Haussegen schief, die einstige heile Welt ist Geschichte. Zwar sind die Beteiligten bemüht, im Zwist zwischen Mäzen Dietmar Hopp und Chefcoach Ralf Rangnick kein Öl mehr ins Feuer zu schütten, doch der Riss im Verhältnis zwischen Hopp und Rangnick ist groß.

Ich werde fighten, will das Projekt durchziehen“, sagte der Coach zwar in der “Bild”, machte aber gleichzeitig deutlich, dass er absolut nicht von dem Club abhängig sei, den er mit den Millionen von Hopp aus der Regionalliga bis ganz nach oben in der Bundesliga führte. Es könne keiner glauben, “dass ich bedingungslos bleibe“, betonte Rangnick.

Am vergangenen Wochenende hatte der Fußball-Lehrer mit seiner Forderung nach mehr Geld für Neuverpflichtungen für Unruhe gesorgt. “Mit Mittelmaß kann ich mich nicht identifizieren. Ich bin nicht bereit, weitere Rückschritte in Kauf zu nehmen“, so Rangnick nach der 0:4-Schlappe in Wolfsburg. Der Verein müsse für sechs, sieben neue Spieler mehr als die bislang vorgesehenen zehn Millionen Euro in die Hand nehmen, sonst sei man nicht konkurrenzfähig. “Um den Kader zu verstärken, müssen drei Neue dabei sein, die von vornherein Stammspieler-Potenzial besitzen“, sagte Rangnick im “kicker”.


Hopp konterte, er lasse sich nicht erpressen und fügte im “Mannheimer Morgen” süffisant hinzu. “Wenn er sagt, er wolle keine Rückschläge mehr hinnehmen, so frage ich mich: Wer soll sie verhindern, wenn nicht er?” Der SAP-Mitbegründer scheint von den Trainer-Aussagen tief verletzt zu sein und sieht seine Anstrengungen beim einstigen Dorfverein durch den aufbrausenden Coach nicht genügend gewürdigt. “Bevor ich noch was sage, will ich erst mit Ralf Rangnick reden“, kündigte Hopp via “Bild” eine Aussprache an, dessen Ergebnis gespannt abgewartet werden darf.

Auf dem durch die Entlassung von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München und die Wechselgerüchte um Felix Magath mächtig aufgeheizten Trainer-Markt wird der Name des Hoffenheimer Coaches schon mit dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht, sollte Magath wie erwartet zum FC Schalke 04 gehen. Entsprechende Spekulationen wies der 1899- Trainer aber zurück. Ihm ging es nur um die Entwicklung in Hoffenheim und für die seien die nächsten sechs bis acht Wochen entscheidend.

Ich will darstellen, wie ich die Situation um 1899 Hoffenheim sehe. Letztlich ist diese Mannschaft doch das Baby von Herrn Hopp, Jan Schindelmeiser und mir“, versuchte es Rangnick, wohl selbst etwas überrascht von Hopps heftigem Konter, mit versöhnlichen Tönen. Doch ob das Verhältnis zwischen dem öffentlich zurückhaltenden Milliardär und dessen forschem Angestellten zu kitten ist, scheint fraglich.


Schon im Wintertrainingslager hatten Hopp die allzu lauten Forderungen des Fußball-Lehrers nach einem Ersatz für Torjäger Vedad Ibisevic (Kreuzbandriss) missfallen. Der Trainer wiederum spürt nach der fulminanten Hinrunde den gestiegenen Erwartungsdruck, dem das Team bereits in dieser Rückrunde nicht gewachsen war. Und das im Kraichgau bereits der Name des mit Hopp befreundeten Klinsmann durch die Gegend geistert, dürfte Rangnick das Arbeiten nicht erleichtern.