Überraschung in Nürnberg: Von Heesen wirft hin

Große Überraschung beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg: Nach nur zwei Spieltagen im Unterhaus hat Thomas von Heesen beim Club das Handtuch geworfen.

Damit ragierte der ehemalige Bundeliga-Profi auf die Turbulenzen der vergangenen Tage. “Aufgrund der jetzigen Situation, die eine von mir nie für möglich gehaltene Eigendynamik entwickelt hat, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Posten zur Verfügung zu stellen“, sagte der 46 Jahre alte Trainer zu seineM Rücktritt nach nur sechs Monaten bei den Franken. Ein Nachfolger steht indes noch nicht fest. Die Übungseinheiten übernahm vorerst der bisherige Assistenzcoach Michael Oenning.

Nach der desolaten Leistung am vergangenen Montag beim 1. FC Kaiserslautern (1:2) hatten sich die Ereigniss bei den Franken überschlagen. Erst musste von Heesen nach seiner Forderung nach einer weiteren Neuverpflichtung einen herben Dämpfer von Präsident Michael A. Roth einstecken. Offenbar wegen Differenzen mit dem Trainer spekulierte Publikumsliebling Marek Mintal mit einem Wechsel zum Bundesligisten VfL Wolfsburg. Mintal dementierte zwar ein von Medien verbreitetes Ultimatum (“Wenn der Trainer bleibt, dann gehe ich“), doch am Ende war der Riss zwischen Teilen des Teams und dem Übungsleiter wohl unüberbrückbar.


Auch bei den Fans hatte von Heesen, der im vergangenen Februar als Nachfolger von Hans Meyer gekommen war, den siebten Bundesliga- Abstieg des Traditionsclubs aber nicht verhindern konnte, keinen Rückhalt. “Dass er kaum Kredit bei den Anhängern hat, ist kein Geheimnis“, räumte vor Saisonstart selbst Manager Martin Bader ein.

Der Trainer hat ja deutlich genug kundgetan, dass er sich hier nicht wohl fühlt“, hatte Präsident Michael A. Roth in der Online-Ausgabe der “Nürnberger Nachrichten” die Trennung angedeutet. “Dass er den Abstieg aus der Bundesliga nicht verhindern konnte, war die erste große Enttäuschung“, sagte Roth. “Der Start in die 2. Liga war die zweite Enttäuschung.” Von Heesen gab sich nach seinem Rücktritt verbittert: “Nicht nachvollziehbar für mich ist, nach zwei Spieltagen einen Trainer komplett infrage zu stellen – wider besseren Wissens, dass eine neu formierte, verjüngte Mannschaft Zeit zur Entwicklung braucht.”

Nach der Niederlage in Kaiserslautern hatte von Heesen mit harter Kritik an manchen Club-Profis das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hatte zugleich personellen Ersatz für den monatelang ausfallenden Innenverteidiger Andreas Wolf (Kreuzbandriss) angemahnt. Die Absage kam postwendend: “Das kommt überhaupt nicht infrage. Wir haben einen teuren Kader und genug Spieler“, sprach Roth ein Machtwort.


Neben von Heesen verlässt nach fünf Jahren auch Angreifer Robert Vittek den Traditionsclub. Der slowakische Nationalspieler wechselt für eine nicht näher bezifferte Millionen-Ablöse zum französischen Erstligisten OSC Lille, teilte der Club mit. Der 26-Jährige absolvierte insgesamt 95 Erstligaspiele mit 26 Toren sowie 29 Zweitligaspiele (zehn Tore) für die Franken. (dpa)