Torflaute von Gomez hält an

In der Bundesliga trifft Mario Gomez für seinen VfB Stuttgart beinahe nach Belieben – in der deutschen Nationalmannschaft setzt sich die Pechsträhne nach dem WM-Qualifikationsspiel in Wales (2:0) weiter fort und verlängerte sich auf 733 Minuten ohne eigenen Treffer. Doch seine Spielerkollegen feierten ihn wie ein Torschütze.

Gomez erkämpfte sich beim 2:0 in der 48. Minute das Leder mit viel Einsatzfreude, passte herein und von dort traf der Waliser Ashley Williams ins eigene Tor. “Es ist egal, dass es ein Eigentor war, wenn wir das Spiel gewinnen. Ich brauche nichts geschenkt“, meinte der 23-jährige Angreifer, der den halben Treffer förmlich erzwungen hatte. “Wer arbeitet, wird belohnt.”

Anders als noch bei den Pfiffen und Buhrufen beim 4:0 in Leipzig gegen Liechtenstein sangen die Anhänger der DFB-Elf diesmal Aufmunterndes für Mario Gomez, als er nach gut 30 Minuten eine weitere Möglichkeit vergab. Dass dann aber nach der Pause ausgerechnet Manndecker Williams, der Gomez auf Schritt und Tritt verfolgte, den Treffer erzielte, passte irgendwie in das Bild der Krisen-Geschichte. Mit einem ungläubigem Lächeln kommentierte Gomez “sein” Tor, das für die Entscheidung sorgte.

Das zweite Tor ist ihm schon im starken Maße anzurechnen. Er lag auf dem Boden, hat sich wieder hochgerappelt und durchgesetzt. Er hatte natürlich auch etwas Glück, dass der Ball vom Waliser Spieler ins Tor geht. Aber das war schon mal eine gute Einzelleistung“, lobte auch Joachim Löw seinen Schützling. Vor der Partie hatte der Bundestrainer mehrere Gespräche mit dem für den VfB in der laufenden Saison bereits 23-maligen Pflichtspiel-Torschützen. Und auch aus der DFB-Mannschaft hatte es viel Zuspruch für den im Visier europäischer Spitzenclubs stehenden Angreifer gegeben. “Es ist ihm zu gönnen, dass das Tor so gekommen ist. Mehr war nicht drin, denn den Ball selber zu verwandeln, war noch schwieriger“, betonte Thomas Hitzlsperger. “Mario hat sich das Tor selbst erarbeitet und nicht aufgegeben.”


Aufgeben wird Gomez auch für die nächsten Spiele im DFB-Dress nicht, Nationalmannschafts-Psychologe Hans-Dieter Hermann sieht kein mentales Problem in der Torlos-Flaute des 23-Jährigen. “Der Begriff ‘Kopfsache’ wird immer gern benutzt, wenn im Sport etwas nicht sofort erklärt werden kann. Mario ist ein Spieler, der sich gut ins Team einbringt, dem es weder an Ehrgeiz noch an Einsatz mangelt. Ich würde das nicht als psychologisches Problem sehen, sondern als normale Phase in der Karriere eines Stürmers. Auch andere haben lange Zeit nicht für die Nationalmannschaft getroffen“, sagte Hermann in einem Interview der Zeitung “Die Welt”.

Der Stürmer selbst hatte sich zur Ursachenanalyse vor dem Spiel gegen die Waliser gar mit dem gesamten Torlos-Video aus dem Liechtenstein-Spiel gequält. Wenn er die Partie gegen die Briten anschaut, kann er sich nun wenigstens über einen Scorer-Punkt freuen. “Für mich war es eine Vorlage, für die FIFA ein Tor, aber letztlich egal, wenn das Spiel gewonnen ist“, sagte der Stuttgarter.