Teure Spielereinkäufe: Mehr Flops als Glücksgriffe

Im vergangenen Sommer hat die Fußball-Bundesliga so viel Geld wie noch nie in neue Spieler investiert. Doch nach nur einigen Spieltagen in der noch jungen Saison konnten sich einige nicht auszahlen.

Insbesondere die ganz teuren Transfers wie Mario Gomez (30 Millionen Euro), Anatoli Timoschtschuk (11), Marcus Berg (10) oder Pawel Pogrebnjak (4,8) enttäuschten bislang. Wieder einmal zeigt sich, dass Geld keine Tore schießt oder verhindert – zumindest nicht auf Anhieb.

Der Titel “Wettorjäger” erwies sich bei Lucas Barrios als besonders schwere Hypothek. So wurde er in Dortmund bereits “Weltnixjäger” getauft. In Chile traf er in 38 Partien immerhin 37 Mal ins Tor, aber im Fußball-Oberhaus dauerte es eine Zeit länger. So konnte er nach seinem 1:0-Siegtreffer bei Borussia Mönchengladbach befreit aufjubeln: “Es war keine einfache Zeit, der Druck ist immer größer geworden.”

Der 1. FC Köln will mit Heimkehrer Lukas Podolski auch Geduld haben. Empfangen wie ein Messias, getroffen hat der zehn Millionen Euro schwere Angreifer bisher aber nur ein einziges Mal. Trotzdem findet Club-Manager Michael Meier lobende Worte für den Nationalspieler, der wie ein Leitwolf auftritt: “Er ist als Fußballer und Mensch gereift. Dafür müssen wir dem FC Bayern eigentlich dankbar sein.”

Ein Großteil der insgesamt 220 Millionen Euro, die die Vereine ungeachtet der Weltwirtschaftskrise in 172 neue Spieler investiert hatte, gaben sie dabei für Offensivakteure aus. Die Bundesliga-interne Rekord-Ablöse für Gomez schien sich schnell auszuzahlen: Der Ex-Schwabe netzte in zwölf Pflichtspielen für den deutschen Rekordmeister FC Bayern München sechsmal. Doch mittlerweile hat er die Rolle des Jokers inne und musste sich vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge mahnende Worte anhören: “Ich rate Mario dringend aufzuhören, sich zu beklagen. Wenn man beim FC Bayern spielt, muss man hart arbeiten und Vollgas geben.”

Der 24-Millionen Mann Arjen Robben feierte einen Einstand nach Maß in München, nun fällt er verletzt aus. Dabei ist in der hochkarätig besetzten Abteilung Angriff ausgerechnet ein Eigengewächs der große Gewinner: Thomas Müller. Weit hinter ihren Erwartungen zurück blieben bisher auch Timoschtschuk (11 Millionen) und Danijel Pranjic (7,7 Millionen). Deren Zwischenzeugnis: unbefriedigend.

Wenig Fortune mit der Re-Investition der 30 Gomez-Millionen hatte bisher der VfB Stuttgart: Progrebnjak saß zuletzt nur auf der Bank, der vom FC Barcelona ausgeliehene Alexander Hleb kämpfte erst mit konditionellen Defiziten und fiel dann wegen seiner langwierigen Gesäßmuskel-Verletzung aus, und der acht Millionen-Mann Zdravko Kuzmanovic ist “angefressen“, weil er im Mittelfeld nicht an Thomas Hitzlsperger und Sami Khedira vorbeikommt.

Bei der gut betuchten 1899 Hoffenheim war zwar der Ex-Herthaner Josip Simunic als neuer Abwehrchef ein Volltreffer. Zwei vielgepriesene Offensiv-Talente kamen bisher jedoch nur zu Kurzeinsätzen: der Brasilianer Maicosuel und der Argentinier Franco Zucolini, den sein Nationaltrainer Maradona schon als “einen der Stars der kommenden WM” sah.

Im Gegensatz zu Eren Derdiyok bei Bayern Leverkusen und Claudio Pizarro in Bremen hat der Schwede Berg beim Hamburger SV die Erwartungen bisher nicht erfüllt. Der mit zehn Millionen Euro teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte brauche noch Zeit, wie Trainer Bruno Labbadia erklärte: “Die geben wir ihm.” Dafür landete der HSV mit Zé Roberto den Glücksgriff des Jahres: Der 35 Jahre alte Brasilianer, beim FC Bayern nicht mehr jung genug für einen Zweijahresvertrag, wirbelt beim HSV wie ein Jungspund. Bei den Top- Feldspielern des Fußballmagazins “kicker” steht er nach Noten als bester Neuzugang auf Rang vier aller Bundesliga-Profis.