Sportchef-Suche beim HSV wird langsam zum Theater

Beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV wird die Suche nach einem Nachfolger für den im Juni dieses Jahres zurückgetretenen Sportchef Dietmar Beiersdorfer langsam zu Theater.

So musste der vom Vereins-Vorstand favorisierte Roman Grill, der aufgrund seiner Tätigkeit als Spielerberater umstritten war, ohne die vorgesehene Vorstellung vor dem zwölfköpfigen Aufsichtsrat wieder abziehen. Zuvor hate der schon beinahe aussichtslos hinten liegende Konkurrent Oliver Kreuzer sein Interesse an dem Posten kurz und knapp per SMS abgesagt. Nach der gestrigen turbulenten Sitzung sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates Horst Becker: “Wir werden jetzt in Ruhe nach einem Sportchef Ausschau halten, das kann aber Monate dauern.” Übrigens bestellte der Aufsichtsrat am gestrigen Dienstag (01.09.2009) zur fortgeschrittener Stunde auch noch die beiden interimsmäßig für die sportlichen Belange zuständigen Coach Bruno Labbadia und Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann hinzu.

Der “Bild”-Zeitung sagte Kreuzer: “Ich hatte das Gefühl, dass sich der Vorstand unumstößlich auf Grill festgelegt hatte. Da wollte ich den Showdown am Abend nicht mehr mitmachen.” Damit steht der derzeitige Tabellenführer der Fußball-Bundesliga auch 70 Tage nach dem Aus des Ex-HSV-Kapitäns Dietmar Beiersdorfer ohne sportlichen Leiter da. Nach außen geben die Hanseaten ein amateurhaftes Bild ab. Der dpa sagte Beiersdorfer: “Ich möchte das nicht kommentieren.” Beiersdorfer, der sich derzeit in Verhandlungen mit dem österreichischen Erstligisten Red Bull Salzburg befindet, ist momentan noch in Hamburg und beobachtet das Theater um seinen ehemalige Verein ganz genau.

Ich bin sehr froh, dass die Umstellung von Martin Jol zu Bruno Labbadia so geglückt ist“, meinte Beiersdorfer. Besonders freue ihn die Resonanz in Hamburg auf die Neuzugänge wie Eljero Elia und Zé Roberto. Zudem traue er Labbadia zu, dass er die Arbeit des Sportchefs so ohne Probleme weiterführen könne. “Bruno hat gute Strukturen im Scouting-Bereich vorgefunden, die er nutzen kann.”

Wie es bei Auswahl für seinen Nachfolger weitergehen soll, ist völlig unklar. “Das ist eine unerfreuliche Situation. Aber der Aufsichtsrat ist ja auch in einer schwierigen Lage. Ich sehe das sportlich. Ich werde an meiner Kandidatur festhalten“, sagte Grill dem “Hamburger Abendblatt”. Der 43-Jährige, der einen engen Draht zu Hoffmann und Vorstandskollegin Katja Kraus hat, will sich weiter bereithalten. Mehreren Mitgliedern im Aufsichtsrat reichte ein Kandidat nicht. Nach dem Rückzug von Kreuzer und zuvor Bernd Wehmeyer muss nun ein neuer Bewerber gefunden werden – der womöglich wieder keine richtige Chance erhält.