Frauen-EM 2009: Hoffen auf Prinz – Mit Respekt gegen Italien

Zwar hatte die Besichtigung der Skischanzen von Lahti keinen Symbolcharakter, doch bei der Europameisterschaft der Frauen in Finnland will die DFB-Auswahl ins Halbfinale durch einen Erfolg über Italien springen.

Gut gelaunt vor dem Viertelfinal-Duell gegen die “Squadra Azzurra” sagte Cheftrainerin Silvia Neid: “Die Schanzen hier sind halt die Attraktion. Deswegen haben wir den Spielerinnen den Besuch angeboten. Viele waren dabei und hatten großen Spaß.” Die Italienerinnen haben sich bei der EM-Endrunde durch zwei Vorrundensiege gegen England (2:1) und Russland (2:0) überraschend in der Gruppe C durchsetzen können und sich als Zweite hinter Schweden für die K.o.-Runde qualifiziert.

Sie waren zwar nie die bessere Mannschaft, aber haben aus wenigen Chancen eiskalt ihre Tore gemacht. Ich erwarte sie sehr defensiv, aber mit ihren Kontern sind sie unheimlich gefährlich“, fasste Neid ihre Eindrücke zusammen. “Wir haben Respekt vor Italien, aber keine Angst. Sie schweben momentan auf Wolke sieben, aber auch wir sind nach drei Siegen selbstbewusst.”

Vor dem Spiel beim sechsmaligen Champion bereitet die Sprunggelenksverletzung von Birgit Prinz noch ein wenig Sorgen. Während einer Übungseinheit war die 31 Jahre alte Spielführerin umgeknickt und hat noch mit einem Bluterguss zu kämpfen. “Bei Birgit gibt es noch leichte Bedenken. Der Erguss ist noch nicht ganz raus“, teilte Neid mit. Die Cheftrainerin geht zurzeit aber davon aus, dass ihre Topstürmerin, der bei der EM zwar noch kein Tor gelang, die aber als Führungspersönlichkeit fast unersetzlich ist, bis zum Duell mit dem Weltranglisten-13. wieder fit ist. Am Morgen absolvierte Prinz nur leichtes Lauftraining. Neid: “Aber ich denke, dass es bis zum Spiel reicht.”

Endgültige Entwarnung gab es bei Inka Grings. Die Knieprellung bei der Stürmerin (zwei EM-Tore) sei so weit abgeklungen, dass sie ihr kaum noch Probleme bereite, so Neid. “Bei Inka sieht es gut aus.” Sollten beide Leistungsträgerinnen für das 24. Duell mit Italien (11 Siege, 8 Unentschieden, 4 Niederlagen) bereit sein, wird die Trainerin dieselbe Elf aufbieten wie bei den Erfolgen über Norwegen (4:0) und Frankreich (5:1). Zumal sich aus der “zweiten Garnitur” beim faden Auftritt gegen Island (1:0) keine Akteurin aufgedrängte.

Neid ist sicher, dass ihre Elf nicht noch einmal solch eine Vorstellung bietet, wie beim letzten Aufeinandertreffen beim Algarve- Cup 2007. “Das war ein furchtbares Spiel von uns. Da lief nichts zusammen. Und dann haben die Italienerinnen auch noch ein Tor geschossen“, erinnert sich die Trainerin mit Grausen.

Doch die Angst des zweimaligen EM-Finalisten (1993, 1997) vor den Deutschen ist ohnehin viel größer als umgekehrt. Die Mannschaft von Chefcoach Pietro Ghedin scheint froh, überhaupt so weit gekommen zu sein. “Das ganze Turnier ist für uns eine Party“, sagte die schon 34- jährige Stürmerin Patrizia Panico, neben der flinken Flügelstürmerin Melanie Gabbiadini noch immer die gefährlichste Angreiferin. Den beiden gilt auch das größte Augenmerk der DFB-Elf. “Aber natürlich wollen wir unser eigenes Spiel machen“, sagte Neid.

Panico bezeichnete den zweimaligen Weltmeister Deutschland, dessen zehn Vorrundentore offenbar mächtig Eindruck bei der Konkurrenz hinterlassen haben, etwas despektierlich als “Dampfwalze”. “Die Deutschen haben keine Schwächen, sie sind wie eine Dampfwalze. Sie machen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie haben zwar schon alles gewonnen, aber sie sind immer noch hungrig“, betonte die Stürmerin voller Respekt. Sie wäre im Viertelfinale lieber auf ein anderes Team getroffen. “Aber jetzt sind wir hier und müssen versuchen, das Spiel zu gewinnen.” (dpa)