Ruud van Nistelrooy kam und traf doppelt

Top-Stürmer Ruud van Nistelrooy benötigte nur zwei magische Augenblicke, um seine Klasse zu zeigen.

Der Neueinkauf des Hamburger SV schoss mit zwei Treffern binnen 90 Sekunden den zuvor siebenmal hintereinander unbezwungenen VfB Stuttgart beinahe im Alleingang ab. “Es ist fantastisch, so reinzukommen. Ich bin auch selbst ein bisschen überrascht“, meinte “Van the Man” zu seinen beiden Treffern nur zehn Minuten nach seiner Hereinnahme. Chefcoach Bruno Labbadia lobte seinen neuen Goalgetter nach dem 3:1 (1:0)-Erfolg im Schwabenland: “Ruud hat Qualität gezeigt. Er hat das sehr, sehr gut gemacht.”

Auch der etwas geschockte Gegner schwärmte trotz der ersten Schlappe unter Coach Christian Gross über den Niederländer: “Weltklasse!”, urteilte der junge Verteidiger Stefano Celozzi fast schon ehrfurchtsvoll. Stuttgarts Mannschaftskapitän Matthieu Delpierre meinte, dass er genau da stehe, wo er muss und dann “eiskalt verwandelt.” VfB-Sportchef Horst Heldt freue sich, einen solchen Akteur in der Bundesliga zu sehen. Fand zugleich, dass van Nistelrooy noch hätte warten können, seine Qualitäten zu zeigen.

Dabei konnte der Angreifer seinen Einsatz nicht mehr erwarten. “Beim Warmlaufen habe ich schon auf die Uhr geguckt und gedacht, dass es Zeit ist, dass ich reinkomme“, meinte der 33-Jährige. Er war hochmotiviert, verriet er und habe dem Coach gesagt, “dass ich bereit bin, mehr Minuten zu bekommen.” Bei seinem Bundesliga-Debüt vor einer Woche in Köln (3:3) kam er nur in der Nachspielzeit. In der Mercedes-Benz Arena brachte ihn sein Trainer für den bereits in der Vergangenheit unter seinen Möglichkeiten spielenden Mladen Petric.

Dabei zeigte “Van the Man” ohne lange Anlaufzeit, warum er in der Vergangenheit zu den weltbesten “Knipsern” zählte und insgesamt dreimal Torschützenkönig in der Champions League wurde. Obwohl wegen einer schweren Knieverletzung und zuletzt einer leichten Wadenverletzung noch nicht ganz der Alte, blitzten bei den beiden Treffern (75. und 76.) seine alten Tugenden voll auf. Zuvor hatte der Schwede Marcus Berg den Tabellenvierten mit 1:0 in Führung geschossen (23.). Mit einem sehenswerten Schlenzer besorgte Christian Träsch für den zwischenzeitlichen Ausgleich (55.).

Ruud hat das gemacht, weshalb wir ihn geholt haben“, sagte Labbadia zufrieden. “Wir wollen ihn aber sorgsam aufbauen.” Der Niederländer gab unbeschämt zu, dass er nach jede Treffer “platt” war, weil ihn die “Sprints über 50 bzw. 30 Meter” viel Kraft gekostet hätten. Dem Fußball-Lehrer gefällt neben seinem Doppelschlag auch das bescheidene Auftreten des Super-Stars: “Ruud verhielt sich vom ersten Tag an wie ein Top- Profi und völlig normal – und das ist heute nicht mehr normal. Wie er sich verhält, da geht einem Trainer das Herz auf.”

Neben van Nistelrooy avancierte Schlussmann Frank Rost zum Matchwinner, das sah auch VfB-Coach Gross so: “Und neben van Nistelrooy war Rost entscheidend.” Vor dem Doppelschlag van Nistelrooys vereitelte der Keeper ein halbes Dutzend teils hochkarätiger Chancen. Er trug wesentlich dazu bei, dass die Negativserie nach drei sieglosen Partien endete und Hamburg eine gelungene Generalprobe auf das Europa-League-Duell gegen PSV Eindhoven feierte.