Nach Abschiedsspiel beginnt Kahns zweites Fußball-Leben

Am heutigen Dienstag bestreitet Torwart-Titan Oliver Kahn sein letztes Spiel. In der Münchner Arena findet sein Abschiedsspiel zwischen den FC Bayern München und der DFB-Auswahl statt. Dabei wird Kahn wiedererwartend nicht das Gehäuse der Nationalmannschaft versuchen sauber zu halten, sondern das des deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

TV-Experte, Projekte in Asien, soziale Aufgaben – so soll es nach seiner aktiven Fußballer-Karriere weitergehen. “Ich habe mich ein Jahr auf diesen Moment vorbereitet“, sagte Kahn vor dem Spiel. Nach 20 Jahren in der Knochenmühle Profi-Fußball genießt es der “Rentner” viel mehr, das s die Tage nicht mehr “von morgens bis abends durchgeplant“, sein werden und er “ein bisschen in den Tag hineinleben kann.” Dies soll aber kein Zustand auf Dauer werden. Auch wäre ihm Golfspielen allein auf Dauer auch zu «”öde

Dabei werden wir Kahn bereits acht Tage später wieder auf der Bildfläche sehen. Am 10. September gibt er seinen Einstand als ZDF-Experte in Helsinki beim WM-Qualifikationsspiel Finnland gegen Deutschland. “Neue Herausforderungen stehen an, neue Dinge werden kommen. Es gibt kein neues Leben, sondern nur einen neuen Lebensabschnitt. Das wird sehr spannend werden“, meint Kahn.


Sicher ist, dass Fußball auch künftig eine wichtige Rolle im Leben des Oliver Kahn einnehmen wird – vielleicht auch irgendwann wieder beim FC Bayern München. Schon seit Jahren wird er als möglicher Nachfolger von Manager Uli Hoeneß gehandelt, der Ende 2009 aus dem Vorstand ausscheiden will. Kahn sagte zwar, dass “momentan das in meinen Gedanken keine so große Rolle spielt“, doch in einem Gespräch mit der “Süddeutschen Zeitung” ließ er durchblicken, dass ihm “in ferner Zukunft” Aufgaben beim Rekordmeister “reizen” könnten. Dabei wäre selbst Coach Jürgen Klinsmann für ihn kein Hindernis. “Alle denken: Klinsmann, Kahn, WM 2006, das kann nicht funktionieren. Das ist völlig falsch.”

Beim Abschiedsabend mit den früheren Teamkollegen hat der Bayern-Vorstand Kahn nochmals versichert, dass für ihn die Tür stets offensteht. “Wir haben mit Oliver locker besprochen, dass er jetzt ein Jahr eine Auszeit nimmt. Das wird er machen und genießen. Danach werden wir uns unterhalten, was er für den FC Bayern machen kann. Wir haben immer gesagt: Wenn Oliver wirklich Lust hat, für den FC Bayern in irgendeiner Form zu arbeiten, werden wir darüber reden“, berichtete Hoeneß im Bayerischen Fernsehen.

Zunächst will Kahn Abstand und Distanz gewinnen. Als Experte an der Seite von ZDF-Moderator Johannes B. Kerner will er versuchen, die Auftritte der Nationalmannschaft kritisch zu analysieren. Dabei will er jene Fairness walten lassen, die er als Spieler bisweilen vermisst hat bei Kritikern wie Günter Netzer oder Franz Beckenbauer. “Man neigt zur Überinterpretation. Davor werde ich mich hüten.”

Ausweiten will er seine Präsenz in Asien, wo er spätestens seit der Weltmeisterschaft 2002 ein großer Star ist. In China sucht er Torwart-Talente, die Aktion wird vom Fernsehen begleitet. “Das ist eine riesige Aufgabe, die später ausgedehnt werden soll auf Japan, Korea, Malaysia und Indonesien. Da gibt es eine Menge zu tun.” Hinzu kommt die Unterstützung des Deutschen Kinderschutzbundes bei der Aktion “Ich schaff’s”, für das er in bayerische Schulen geht.

Ein besonderes Augenmerk wird aber weiterhin dem Fußball gelten, was Kahn überhaupt nicht verhehlt – im Gegenteil: “Ich sehe, was sich in Spitzenvereinen entwickelt, bei Spielern, bei taktischen Dingen. Und ich mache mir meine Gedanken, wie ich Dinge gestalten würde. Dinge wie Führung waren schon immer von hohem Interesse für mich. Ich möchte schon mit den Gedanken im Fußball bleiben.”