Miese Stimmung auf Schalke – Müller ist der Buhmann

Nach dem Sieg über den großen Nachbarn im Revierderby herrscht Feierlaune beim VfL Bochum, in Gelsenkirchen hingegen ist das Fass kurz vorm überlaufen. Als der Chef-Trainer nach der 1:2-Schlappe im Bochumer rewirpower-Stadion den Teambus besteigen wollte, flogen Plastikbecher.

Die angesäuerten Anhänger verschafften sich mit Schmährufen Luft. Neben dem Übungsleiter gerät Manager Andreas Müller, den man für die Transfers verantwortlich macht, immer mehr in die Bredouille. “Es wird keine personellen Konsequenzen geben. Der Trainer steht nicht zur Disposition“, sagte Geschäftsführer Peter Peters und schloss damit Ruttens Rauswurf aus.

Solch eine Garantie mochte er für seinen Vorstandskollegen Müller aber nicht abgegeben. Über den Übungsleiter zu entscheiden, sei alleinige Sache des Vorstandes, zum Thema Müller meinte er vorsichtig und zurückhaltend: “Wir stehen im Vorstand loyal zueinander.” Die schlechte Stimmung unter den Schalker Fans, die während der Partie immer wieder “Müller raus” kandierten, kann Peters durchaus nachvollziehen. “Ich kann die Emotionen verstehen. Wir sind auch enttäuscht.”

Solche Aussagen bieten natürlich viel Spielraum diese zu interpretieren. Zum einen kann es sein, dass Peters die Situation nicht exakt einschätzen kann, ob der mächtige Aufsichtsrat schon bald den Stecker zieht und den Manager, der sich inzwischen öffentlich nicht mehr äußerst und nach der Niederlage nicht zu sprechen war, für die Misere verantwortlich macht und ihn vor die Tür setzt. Oder Peters wollte der sich anbahnenden Entscheidung einfach nur nicht vorgreifen. Auch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies gab kein deutliches Bekenntnis zu Müller ab. “Ich bin weder mit dem Verlauf der Saison, noch mit dem Spiel in Bochum zufrieden“, ließ Tönnies über den Verein verbreiten. “Wir treffen jedoch keine Entscheidungen aus der Hüfte heraus.”


Sollten sich die Königsblauen, die wie schon vor zwei Jahren einmal den VfL im Griff hatten, aber nach der 1:0-Führung noch mit 1:2 verlor, im bevorstehenden Derby gegen Borussia Dortmund (Fr. 20.02. um 20:30 Uhr) nur annähernd so desolat auftreten und am Ende gar als Verlierer den Platz verlassen, könnten Dämme brechen. Die Stimmung in Gelsenkirchen ist zumindest explosiv. Einen erneuten Fehltritt würden die Anhänger nicht mehr verzeihen. Da nützt es auch herzlich wenig, wenn der Coach zu Recht feststellt: “An unserer Art des Fußballs hat sich etwas verändert.” Besser und wichtiger noch, erfolgreicher als in der vergangenen Spielzeit ist er nicht. Deutliche Worte fand Kevin Kuranyi, der sich nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen mit dem Führungstreffer in der 18. Minute zurückmeldete: “Vielleicht fehlt die Qualität.” Zudem trugen Rafinha und Jefferson Farfan mit ihren unfairen Attacken gegen Stanislav Sestak und Daniel Imhof zu erneuter Kritik bei.

Den wie auch die Knappen ohne Innenverteidigung angetretenen Gastgebern reichte eine kämpferisch überzeugende Leistung, um die Gäste nach dem frühen Rückstand niederzuringen. Der ehemalige Schalker Mimoun Azaouagh (44.) mit einem feinen Fernschuss und Christoph Dabrowski (57.) bescherten dem VfL, der anders als Schalke wie eine verschworene Einheit auftrat, den dritten Dreier in der laufenden Spielzeit. “Angesichts unserer personellen Probleme hat die Elf das hervorragend gemacht“, fand Coach Marcel Koller lobende Worte für seine Schützlinge.