Mainz 05 entlässt Coach Andersen – Tuchel übernimmt

Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 hat sich nur 71 Tage nach dem Wiederaufstieg von seinem Chefcoach Jörn Andersen getrennt. Mit dem insgesamt 333. Trainer-Rauswurf der Bundesliga-Geschichte hat der FSV bereits vor dem Saisonstart für einen Paukenschlag gesorgt.

Wir haben als Mainz 05 ein klares Anforderungsprofil, wie ein Trainer mit der Mannschaft und im Verein arbeiten soll. Unsere Stärken sind Teamwork, die Nähe zur Mannschaft und die interne Kommunikation. Unser Ansatz und der von Jörn Andersen haben nicht mehr übereingestimmt, weil der Trainer sich in eine andere Richtung entwickelt hat“, begründete Manager Christian Heidel in einer Pressemitteilung die Entscheidung.

Den Rauswurf hat der Vorstand der Mainzer in einer Sitzung beschlossen und anschließend die Mannschaft darüber unterrichtet. Der Club will den Nachfolger des 46-jährigen Norwegers in einer Pressekonferenz präsentieren. Wie “bild.de” berichtet, wird dies U19-Trainer Thomas Tuchel sein, da sich der Aufsteiger auch von Andersens Assistenten Jürgen Kramny getrennt habe.

Der entlassene Fußball-Lehrer, der am 24. Mai noch in den Himmel gefeiert wurde, reagierte enttäuscht auf seine Entlassung: “Wir haben lange zusammen gesessen. Aber wir haben in unseren Auffassungen über die gemeinsame Arbeit keine gemeinsame Linie mehr gefunden. Das ist sehr schade, ich bedauere die Entscheidung des Vereins sehr, aber unsere Vorstellungen waren einfach zu unterschiedlich. Wir gehen nicht im Bösen auseinander “, sagte Andersen.

Noch vor der Pokal-Pleite beim Viertligisten VfB Lübeck (1:2) wurden Vorwürfe an der Arbeit Andersens aus dem Mannschaftskreis laut. Dass der frühere Bundesliga-Profi mit seinen Spielern nicht mehr auf einer Wellenlänge lag, bestätigte FSV-Präsident Harald Strutz zumindest indirekt. “Wir haben diese Entwicklung beobachtet, intern ausführlich diskutiert und Jörn Andersen in einigen Gesprächen unsere Vereins-Philosophie klar gemacht. Am Ende müssen wir festhalten, dass seine und unsere Vorstellungen von der gemeinsamen Arbeit nicht mehr miteinander vereinbar waren“, sagte Strutz.

Nur fünf Tage vor dem Liga-Start gegen Bayer Leverkusen zog der selbsternannte Karnevalsverein nun die Notbremse. Laut Strutz sei es “konsequenter und auch ehrlicher, einen klaren Schnitt zu machen, als eine Entscheidung mit halbgaren Treueschwüren aufzuschieben“. Dem Coach gebühre dennoch Dank für die Leistung im Vorjahr. “Wir wünschen ihm für seine weitere Karriere alles Gute. Uns ist wichtig, dass wir uns auch weiterhin in die Augen schauen können“, betonte Strutz.

Andersen war nach dem Zweitliga-Abstieg mit Kickers Offenbach am 1. Juli 2008 als Nachfolger von Jürgen Klopp zu den Mainzern gekommen und hatte den Verein ins Oberhaus zurückgeführt. In der diesjährigen Saisonvorbereitung unter dem als Disziplin-“Fanatiker” geltenden Trainer häuften sich jedoch die Verletzungen im Kader. Zeitweilig bis zu 14 Spieler waren nicht einsatzfähig. Andersen hatte eine Schuld an der Misere bis zuletzt jedoch vehement zurückgewiesen. (dpa)