Lahm Kapitän, Neuer Nummer eins in Südafrika – Ein Kommentar

Nun ist also alles in trockenen Tüchern. Seit gestern Mittag steht fest. Philipp Lahm wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Südafrika führen. Der Schalker Manuel Neuer übernimmt die Rolle der Nummer eins im Tor der Nationalelf- und ersetzt somit den verletzten René Adler.

Bei solch wichtigen Entscheidungen, wie vor so einem großen Turnier-Spektakel, gibt es immer unterschiedliche Stimmen. Die eine Hälfte befürwortet die Ernennungen zur Nummer eins und zum Kapitän. Die andere wiederum hätte lieber Tim Wiese, die Nummer zwei zwischen den Pfosten, im Tor gesehen- oder Hans-Jörg Butt, die Nummer drei.

Neuer behält am Ende die Oberhand. Wahrscheinlich auch wegen seines schnellen Umschaltens von Defensive auf Offensive, was Bundestrainer Joachim Löw besonders gefällt. Hinzu kommt eine solide Saison mit seinem Heimatclub Schalke 04, die der 24-Jährige mit der Vizemeisterschaft krönte. Pro Neuer und contra Wiese spricht außerdem die Erfahrung in einer Nationalmannschaft. Neuer hat 2009 mit dem U-21-Nationalteam die Europameisterschaft gewonnen. Seither bestritt er auch drei A-Länderspiele. Butt war keine Alternative, da der Torhüter der Bayern erst nach nominiert wurde.

So oder so. Es scheiden sich die Geister. Auch bei der Spielführerfrage. Warum ist nicht Bastian Schweinsteiger der, der die Kapitänsbinde trägt? Und was ist eigentlich mit Miroslav Klose? Berechtigte Fragen, auf die es auch berechtigte Antworten gibt.

Philipp Lahm hat- mal wieder- eine super Saison beim FC Bayern gespielt und gilt mittlerweile als bester Außenverteidiger der Welt. Auch sein Ansehen, auf und neben dem Platz, dürfte den Ausschlag für den 26-Jährigen gegeben haben. Sicherlich Lahm ist nicht einer wie Oliver Kahn, der lauthals durch das ganze Stadion schreit oder handgreiflich wird. Dennoch, wenn es Meinungsunterschiede gibt, äußert sich Lahm. Beispiel: November letzten Jahres, als er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, die Vereinsführung der Münchner kritisierte und eine Rekordstrafe aufgebrummt bekam.

Philipp Lahm strahlt die nötige Ruhe aus, die auch positiven Einfluss auf die Mannschaft nehmen kann. Letzterer mag zwar der jüngste Kapitän aller Zeiten bei einer WM sein, doch an Länderspielen mangelt es nicht: 64 sind es bisher. Auch ein Indiz dafür, dass Löw ihn und seine Arbeit schätzt. Seit dem Jahre 2004, spielt der Verteidiger für das DFB-Team. Heuer einer der erfahrensten im gesamten WM-Kader.

Klose muss sich dagegen hinten anstellen. Der Stürmer hat eine schlechte Saison mit nur 3 Toren und 25 Einsätzen hinter sich. Dabei ist ein Stammplatz sehr wichtig, um eine Nation bei dem größten Fußball-Erlebnis anführen zu können. Den hat zwar Schweinsteiger, der auch eine gute Saison beim FC Bayern gespielt hat, dennoch hat Lahm die Nase leicht vorn. Schweinsteiger übernimmt vom verletzten Michael Ballack den Part als Chef im Mittelfeld. Löw und sein Trainerstab haben richtig entschieden. Bei der Torhüter- aber auch bei der Kapitänsfrage. Jetzt können sie sich voll auf die „Mission Weltmeister 2010“ einstellen- mit zwei Personalentscheidungen weniger. (Savas Savidis)