HSV: Zé Roberto sieht Titel holen als Selbstverständlichkeit

Mit inzwischen 35 Jahren kann sich Routinier Zé Roberto mittlerweise erlauben, eine etwas ruhigere Kugel zu schieben.

Früher bin ich drauflosgelaufen, ohne nachzudenken. Jetzt laufe ich weniger, denke aber mehr“, sagte der ehemalige Bayer, den der deutsche Rekordmeister verlor, weil FCB-Manager Uli Hoeneß ihn aufgrund seines Alters ebenso wie Mark van Bommel nur einen Einjahresvertrag angeboten hatte. Allerdings fühlt sich der Brasilianer noch fit für mindestens zwei Jahre fühlt und nach eigenem Bekunden so gut drauf ist, wie vor zehn Jahren. Nun will der Brasilianer mit dem Hamburger SV, den er die kommenden zwei Spielzeiten anführen soll, ganz oben angreifen. Zé Roberto: “Titel zu holen ist für mich eine Selbstverständlichkeit.”

Mit dem FCB, bei denen er 2002 anheuerte, holte er viermal das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal. 1997 fuhr er mit Real Madrid den Meistertitel ein. Mit Bayer Lerverkusen erreichte er immerhin das Finale der Champions League. “Ich bin genauso fit wie in Leverkusen, wo ich meine beste Zeit hatte“, behauptet Zé Roberto. Im Heimaturlaub hält er sich nicht wie einige Kollegen in Samba-Discos oder beim Rodeo-Reiten auf, sondern trainiert täglich auf dem eigenen Fußballplatz bei Sao Paulo und im Fitness-Studio.

Ansonsten kümmert sich der gläubige Christ und Anti-Alkoholiker um seine Stiftung für bedürftige Kinder, liest in der Bibel oder spielt mit seinem neunjährigen Sohn Endrik. “Zé ist total fit. Er ist wie eine Maschine, kann immer Gas geben“, sagt Mitspieler Piotr Trochowski.

Der Antreiber auf dem Platz, der privat wie ein Asket lebt, hatte nie mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Für den Verbleib in Deutschland schlug er lukrative Angebote aus den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie von Manchester City aus und verzichtete auf einige Millionen Euro. Mit rund 3,5 Mio Euro Jahressalär geht es ihm in seiner elften Bundesliga-Saison aber auch beim HSV nicht schlecht.

Er wollte seine drei Kinder nicht an eine neue Kultur gewöhnen. Die Familie – er ist mit seiner Jugendliebe Luciana verheiratet – steht inzwischen vor seinen eigenen Berufszielen. “Ich bin nicht so oft der Chef zu Hause“, bekennt er offen. Zwar ist das Heimweh wie bei allen Südamerikanern im kalten deutschen Winter groß, dennoch spielt der Vorzeige-Fußballer mit dem Gedanken, Deutscher zu werden. “Ich fühle mich jetzt schon als halber Deutscher, meine drei Kinder sind hier geboren, wir wollen nach der Karriere bleiben. Den deutschen Pass werde ich irgendwann beantragen“, sagte er der “Sport Bild”. Die Mindestvoraussetzung hat er schon erfüllt: Zwischen 1998 und 2006 acht Jahre in Folge in Deutschland gearbeitet.