HSV weiter im Chaos – Fans fordern “Aufklärung”

Dietmar Beierdorfer hat den Machtkampf gegen Club-Boss Bernd Hoffmann verloren und hat das Feld geräumt, das Theater in der Alsterstadt ist aber noch lange nicht vorbei: dem Bundesliga-Dino drohen nach dem Weggang vom Sportchef turbulente Wochen.

Denn nun gehen die Anhänger des Hamburger SV auf die Barrikaden und haben eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um ihren Ärger über das Ende des gerade bei den Fans so beliebten Ex-Sportdirektors Luft zu machen. Schon am 13. Juli, also mitten in der Saisonvorbereitung, soll der Aufsichtsrat über die Hintergründe der Trennung informieren. “Wir wollen eine Aufklärung gegenüber der Mitgliederschaft“, sagte der Vorsitzende der 45.000 Mitglieder zählenden Fan-Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters, Ralf Bednarek, der dpa.

Ein entsprechender Antrag ist beim HSV-Vorstand bereits per Fax eingetrudelt. “Herr Beiersdorfer hat nichts falsch gemacht und muss dafür gehen. Das verstehe ich nicht“, sagte Bednarek. Bei den Supporters, die bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung Ende Januar die “Übernahme” des Aufsichtsrats verpasst hatten, herrsche “blankes Entsetzen und die Sorge um die Zukunft“. Nun wolle man die für den 13. Juli geplante Informationsveranstaltung in eine Versammlung ändern, um die “Verantwortlichkeit des Aufsichtsrats” zu hinterfragen.

Genau diese Frage spaltet auch die einstigen Weggefährten an der HSV-Spitze. Während Beiersdorfer im “Hamburger Abendblatt” betonte, “es war nicht mein Wunsch zu gehen“, sagte Aufsichtsratschef Horst Becker, Beiersdorfer habe nicht mehr an der Seite von Club-Boss Bernd Hoffmann weiterarbeiten wollen. “Wir haben ihn nicht rausgeschmissen, das hätte er am liebsten gehabt“, sagte Becker der dpa. Im Gegenteil: Er habe in mehreren Gesprächen versucht, den früheren HSV-Kapitän zum Verbleib zu bewegen.

So oder so: Das Verhältnis zwischen Beiersdorfer und Hoffmann war nicht mehr zu kitten. Einen Tag nach der offiziell “einvernehmlichen” Trennung warf Beiersdorfer dem Vorstandsvorsitzenden vor, sich massiv in seine Belange eingemischt zu haben. Zuletzt hätten “die Kompetenzüberschreitungen” schon System gehabt, sagte Beiersdorfer. Dies wies der neue “Alleinherrscher” Hoffmann weit von sich. “Das ist nicht der Fall. Ich reklamiere nicht die sportliche Kompetenz für mich, die Verantwortung überlasse ich dem Sportchef“, meinte er.

Im “kicker” betonte Beiersdorfer, er sehe sich “nicht als Opfer von Bernd Hoffmann“, aber er müsse sich “zu 100 Prozent einbringen können, um meine Arbeit auch zu 100 Prozent vertreten zu können“. Dies war zuletzt nicht der Fall, so dass Beiersdorfer seinen Abschied zumindest mitinitiierte – und sich nun Sorgen um seinen Herzensclub macht: “Leider geht dem HSV diese Seele langsam verloren.”

Wer künftig seinen Platz einnehmen wird, steht noch nicht fest. Obwohl die Zeit eine Woche vor Trainingsstart drängt, gebe es noch “kein Zeitfenster” für die Präsentation des Beiersdorfer-Nachfolgers, sagte Becker. “Es wurden noch gar keine Gespräche geführt.” Als Top- Kandidaten werden die Ex-Profis Nico Jan Hoogma, Thomas von Heesen und Sergej Barbarez gehandelt.