Heikles Verfolgerduell: Wolfsburg empfängt Bayern

Felix Magath gegen Jürgen Klinsmann, Angreifer Grafite gegen Luca Toni, Geheimfavorit gegen deutschen Rekordmeister – im heiklen Duell zweier punkt- und torgleichen Verfolger VfL Wolfsburg gegen Bayern München geht es dabei aber nicht nur um die bessere Position im Kampf um die deutsche Meisterschaft.

Die unterschiedliche Philosophie beider Übungsleiter und der Vergleich der Goalgetter im Topspiel des Spieltages sorgen für zusätzlichen Reiz. “Auch wenn ich es zunächst nicht ganz so gesehen habe, muss ich mittlerweile sagen, dass es ein besonderes Spiel ist“, sagte Magath, der seinem Ex-Club die Favoritenrolle zuschob. “Man kann nicht wirklich von einem Duell auf Augenhöhe sprechen. Wir sind in vielen Bereichen noch sehr weit entfernt vom FC Bayern und nur Außenseiter.”

Die Rückrundenbilanz spricht da aber ganz anders. Seit Beginn der Rückrunde holten die Niedersachsen neun Zähler mehr als der FCB. Nach zuletzt sieben Erfolgen hintereinander liegt der Tabellenführer aus der Hauptstadt nur noch einen Punkt vor den Verfolgern. Mit dem Hinweis auf diesen beachtlichen Höhenflug nahm Bayern-Manager Uli Hoeneß die Wölfe in den erlauchten Kreis der Titelanwärter auf: “Wenn sie uns schlagen können, wird das ein ernstzunehmender Kandidat. Jedem, der von der Bundesliga Ahnung hat, ist in der Zwischenzeit klar, dass sie es schaffen können.”


Mit einem Sieg würde der FC Bayern seine Ausgangslage deutlich verbessern. Schließlich sieht das Restprogramm bis zum Saisonfinale am 23. Mai noch fünf Heim- und drei Auswärtsspiele vor. Klinsmann wies seine Profis, die sich vier Tage später in der Champions League mit Barcelona messen, auf die Bedeutung des Duells in Wolfsburg hin: “Es ist eine vorentscheidende Partie. Keinem ist es erlaubt, überhaupt an Barcelona zu denken.”

Beim Schlüsselspiel in Wolfsburg treffen nicht nur zwei Spitzenteams, sondern auch zwei unterschiedliche Systeme aufeinander. Noch steht die Antwort aus, wessen Weg erfolgreicher ist: der des Reformers Klinsmann oder der des Traditionalisten Magath. Den Hype um die neue Klinsmann-Philosophie bei der Nationalmannschaft vor und während der Fußball-WM 2006 hatte Magath stets mit Argwohn begleitet.

Neben den Trainern stehen die Torjäger im Mittelpunkt. Im Schnitt alle 71,5 Minuten netzte der Wolfsburger Grafite (18 Treffer) in dieser Saison ein und übertrifft damit sogar die Bestmarke von Gerd Müller aus der Saison 1971/72 mit sagenhaften 40 Toren. Da kann selbst Rekonvaleszent Luca Toni, der erstmals seit dem 25. Februar wieder im Bayern-Team steht, nicht mithalten. Wie Grafite bestritt der Italiener bisher 16 Partien, traf aber nur neunmal. “Toni ist gut, aber Grafite ist besser“, befand VfL-Verteidiger Jan Simunek.

Im Titel-Vierkampf steht Spitzenreiter Hertha BSC (49 Punkte) vor der vermeintlich leichtesten Aufgabe. Im Duell mit Borussia Dortmund winkt der elfte Heimsieg in Serie. Zur Erleichterung von Trainer Lucien Favre steht Torgarant Andrej Woronin trotz eines Nasenbeinbruchs, den er sich in der WM-Qualifikation mit der Ukraine in England zuzogen hatte, im Kader. Schwerer als Berlin dürfte es der Tabellenvierte aus Hamburg (48) im Heimspiel gegen Herbstmeister Hoffenheim (44) haben. Nach der 0:3-Demontage im Hinspiel sinnt der HSV auf Revanche: “Das ist noch in unseren Köpfen. Die Spieler brennen darauf, das wieder gutzumachen“, sagte Trainer Martin Jol.


Ähnlich wie an der Spitze fallen auch im Tabellenkeller erste Vorentscheidungen. Vor allem in Karlsruhe brennt die Luft. Nur ein Sieg im Kellerduell mit dem Drittletzten Borussia Mönchengladbach (22) kann Schlusslicht KSC (17) noch vor dem Abstieg bewahren. Nach sechs erfolglosen Spielen ist der Abstand zum rettenden Ufer auf sieben Punkte angewachsen. Im Falle einer neuerlichen Niederlage geht es nach Einschätzung von Trainer Edmund Becker “Richtung 2. Liga.”