Fußball Bundesliga: 117,45 Millionen Euro für neue Spieler

Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München zeigt seit langem Enthaltsamkeit auf den Transfermarkt, doch die Kluft zwischen Arm und Reich in der Fußball-Bundesliga bleibt groß. Eine Woche vor dem Start in die neue Spielzeit haben die insgesamt 18 Clubs aus dem Oberhaus 117,45 Millionen Euro in 124 neue Profis investiert.

Eine Erhebung der dpa ergab, dass auch die Einnahmen im Gegensatz zur Vorsaison (110,25 Millionen Euro) stark zurückgegangen sind. Die Vereine nahmen nur 47,60 Millionen Euro ein, gaben insgesamt 132 Akteure ab.

Sparen statt Kaufrausch, Klasse statt Masse – in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten achten die Manager und Trainer ganz genau darauf, in wen sie Geld investieren. Aber: Hätte der FCB nur annähernd so viel Geld ausgegeben wie noch im Vorjahr, als Bayern mal eben mal für 72,2 Millionen Euro auf internationale Einkaufstour ging, hätte man den Bestwert von insgesamt 171,63 Millionen Euro (eine Woche vor dem Start in die Saison 07/08) erneut weit übertroffen.


Doch erstmals in der jüngeren Bundesliga-Geschichte rangiert der Münchner Edelclub ganz am Ende der Rangliste, gab als einziger Verein keinen Cent Ablösesumme aus. So kam National-Spieler Tim Borowski für Lau vom SV Werder Bremen, Jörg Butt (Benfica Lissabon) und Thomas Kraft aus der zweiten Mannschaft sind nur Ergänzungen des im Vorjahr unter anderem mit Franck Ribéry, Luca Toni, Miroslav Klose und Hamit Altintop aufgerüsteten Elite-Kaders.

Ordentlich Geld gab Manager Uli Hoeneß in diesem Jahr lieber für den Trainerstab um Jürgen Klinsmann und den Umbau des nun modernen Zentrums an der Säbener Straße aus. Dabei sind die Ziele der kommenden Saison nach der Ära Ottmar Hitzfeld klar definiert: “Bei Bayern werden Titel erwartet“, sagt der Coach, der auf eine erfolgreiche Umsetzung seiner Fußball- Philosophie hofft und den Angriff auf Europas Thron plant.

Spitzenreiter bei der Investition in neue Spieler ist diesmal der VfL Wolfsburg (25,50 Millionen Euro). Dahinter reihen sich der FC Schalke 04 (15,50) und Bayer Leverkusen (11,40) ein. Der Coach der Niedersachsen Felix Magath konnte sich Dank der Hilfe von Hauptsponsor VW beinahe jeden Wunsch erfüllen: Italiens Weltmeister Andrea Barzagli (14,0) sowie Cristian Zaccardo (7,0) sollen die Defensive stabilisieren, Zvjezdan Misimovic (4,0/Nürnberg) soll das Wolfsburger Kreativspiel beleben. “Unser Ziel war und ist es, uns in der Bundesligaspitze zu etablieren und international zu spielen. Wir mussten trotzdem neue Spieler holen, um unsere Position zu verteidigen“, erklärte der Wölfe-Coach, der den Club in der Vorsaison in den UEFA-Cup führte.

Dank der Einnahmen aus der Königsklasse konnten die Königsblauen mit Jefferson Farfan (10,0/Eindhoven) und Orlando Engelaar (5,5/Enschede) zwei hochkarätige Spieler an Land ziehen. Mit zu den teuersten und attraktivsten Neuverpflichtungen zählen der Brasilianer Renato Augusto (Leverkusen/10,0), Khalid Boulahrouz (Stuttgart/5,0) und Neven Subotic (Dortmund/4,0).

Während sich Vizemeister Werder Bremen (3,40) bislang zurückhielt, startete Aufsteiger TSG 1899 Hoffenheim mit den Millionen von SAP- Gründer Dietmar Hopp und Investitionen von 10,70 Millionen Euro auf Platz vier der Geldrangliste durch. Trainer Ralf Rangnick bekam nun auch noch den Brasilianer Wellington (4,5/Porto Alegre), zudem waren Andreas Beck (3,2) und drei weitere Akteure (je 1,0) ablösepflichtig.

Von solchen Summen können andere nur träumen. Gleichwohl gibt es anders als in den vergangenen Jahren keinen Club, der nur ablösefreie Profis holte. Dies kann an den gestiegenen TV-Einnahmen liegen, spricht aber in jedem Fall für etwas mehr Ausgeglichenheit in diesem Bereich. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt sicher beim prominentesten Zugang des 1. FC Köln. Denn EM-Star Petit, den Manager Michael Meier trotz laufenden Vertrags von Benfica Lissabon loseiste, kam kostenfrei. Erst beim Weiterverkauf würde der Ex-Club des Portugiesen profitieren.


Die beste Transferbilanz weist derzeit der Hamburger SV auf, der nach langem Poker und schweren Herzens seinen Star Rafael van der Vaart für das “Schmerzensgeld” von mehr als 15,0 Millionen Euro zu Real Madrid ziehen lassen musste. Doch Veränderungen sind auch hier noch möglich, denn die Transferliste schließt erst am 31. August.

Wolfsburgs Coach Felix Magath begrüßt
Neuzugang Andrea Barzagli (l).

(dpa)