EM 2008: Niederlande erteilt Frankreich Lehrstunde

Wer soll die Niederlande noch stoppen? Für Oranje geht die EM-Feier nahtlos weiter: Nach dem überraschend deutlichen Auftaktsieg gegen Weltmeister Italien (3:0) war heute der Vizeweltmeister Frankreich in Bern an der Reihe. Die Elftal bezwang die Equipe Tricolore mit 4:1 (1:0).

Die Niederländer haben in der “Todesgruppe” C eine makellose Bilanz von sechs Punkten und 7:1- Toren und steht folgerichtig als Gruppensieger fest und ist hinter Kroatien und Portugal als drittes Team für das Viertelfinale der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz qualifiziert.

Für die Franzosen hingegen kommt es am kommenden Dienstag im Kampf um Rang zwei zu einem Finale gegen Italien, die ebenfalls wie Frankreich nur einen Zähler auf der Habenseite aufweisen können. Ebenfalls am Dienstag zu selben Zeit (20:45) tritt Rumänien gegen die Elftal an und wäre mit einem Sieg ebenfalls im Viertelfinale.


Dabei fiel der Sieg des Teams von CoachMarco van Basten gegen die Franzosen ebenso glanzvoll aus, wie die Demontage des Weltmeisters. Eindrucksvoll konnte die Niederlande ihre Titelambitionen untermauern. In einer starken Anfangsphase der von Herbert Fandel souverän geleiteten Begegnung ging die Elftal durch den Liverpooler Dirk Kuyt in der 9. Minute nach einer Eckbe von Rafael van der Vaart in Führung. Für Frankreich war dies der erste Treffer nach fünf Spielen.

Die Equipe Tricolore kämpfte sich, angeführt von einem wieder einmal überzeugenden Regisseur Franck Ribery zurück, nutzte aber vor 30.777 Fußball-Anhängern im Stade de Suisse die teilweise sehr guten Einschussmöglichkeiten nicht. Die eingewechselten Robin van Persie (59.), Arjen Robben (72.) und Wesley Sneijder (90.+2) sorgten für den am Ende verdienten Sieg. In der 71. Minute konnte Thierry Henry den zwischenzeitlichen 2:1-Anschlusstreffer für den Europameister von 1984 und 2000 erzielen.

Bondscoach Marco van Basten sah keinen Grund, die erfolgreiche Elf aus dem Auftakspiel umzubauen. Anders sah es da bei Frankreichs Übungsleiter Raymond Domenech aus, der nach dem 0:0-Trauerspiel gezwungen war zu reagieren. Auf drei Positionen formierte er sein Team neu, brachte als neuen Hoffnungsträger Henry, neben ihm stellte er Sidney Govou in den Sturm. Auch stellte er auf das 4-3-1-System um und Steckte Ribery in das zentrale Mittelfeld.

Robin van Persie (m) trifft zum 2:0
für die Niederlande.

Doch die Umstellungen brachten zunächst nicht den erhofften Erfolg. Von Beginn an dominierten die Niederländer die Partie un kombinierten nach Belieben, ließen Ball und Franzosen laufen. Gleich die erste gute Möglichkeit brachte die Führung durch Kuyt (9.). Erst Mitte des ersten Spielabschnitts berappelten sich die Franzosen, spielten endlich schnell und präzise nach vorn. Gouvou (23.) prüfte als erster Niederlandes Torwart-Oldie Edwin van der Sar. Binnen kürzester Zeit musste der Champions-League-Sieger von Manchester United drei Mal in höchster Not gegen Florent Malouda, Govou und Ribery retten (34. und 35.).


Auch nach dem Pausentee bestimmten die Franzosen die Partie. Doch wie auch schon in den vergangenen Partien machte sie zu wenig aus ihrer Überlegenheit. Henry (54.) vergab die bis dahin beste Möglichkeit mit einem Heber über das Tor. Van Basten reagierte auf den Druck und verstärkte die “Oranje”-Offensive, indem er van Persie und Robben brachte. Und diese Einwechslungen brachten den Erfolg: nach feinem Zuspiel von Robben war es van Persie, der in der 59. Minute für die Vorentscheidung sorgte. Der Anschlusstreffer von Henry in der 71. Minute weckte nur kurz Hoffnungen der Franzosen. Im Gegenzug riss Robben den WM-Zweiten aus allen Träumen. Sneijder setzte den Schlusspunkt.

Der Niederländer Dirk Kuyt (r) jubelt nach
seinem Tor zum 1:0 gegen Frankreich.

(dpa)