EM 2008: Kein radikaler Umbau der DFB-Elf – Podolski bereit

Nachdem die sportliche Abteilung um Nationalcoach Jogi Löw die Pleite gegen Kroatien intensiv aufgearbeitet hatte, erklärte der Übungsleiter das Endspiel gegen Österreich bei der EURO zur reinen Charakterfrage.

Das Spiel wird eine Kopfsache sein. Wenn wir hundert Prozent abrufen und hundertprozentig umsetzen, was die Trainer von den Spielern fordern, kann es nur einen Sieger geben – Deutschland“, sagte Oliver Bierhoff in Tenero. Auch hat man einen radikalen Umbau der Truppe nicht geplant. Stattdessen hat man nach dem “grünen Licht” der leicht angeschlagenen Lukas Podolski und Philipp Lahm für das Spiel am kommenden Montag (20:45) das Motto “Weiter so!” ausgegeben.

Nach einer intensiven Sitzung des Trainerstabs und zahlreichen Gesprächen mit den Akteuren um Kapitän Michael Balack, in denen “vieles hinterfragt” wurde, kam man zur Erkenntnis, die bisherige Linie unter Löw nicht zu verlassen. “Der Weg ist der richtige“, so Bierhoff. Das bedeutet in erster Linie: Jens Lehmann bleibt zwischen den Pfosten und Christoph Metzelder wird in der Abwehrzentrale nicht durch den im Geheimtraining angeblich überragenden Arne Friedrich ersetzt. Zudem will Löw den bisher enttäuschenden Angreifer-Duo Klose/Gomez eine weitere Bewährungschance geben. Für Podolski bedeutet das, wieder im linken Mittelfeld zu starten. Derzeit wird der einzige deutsche Torschütze des Turniers (3) wegen seiner Kapselverletzung am Fuß permanent gepflegt. Am Abend führte er auch nur ein leichtes Trainingsprogramm durch. Marcell Jansen (Schulterverletzung) hielt sich im Fitnessraum auf.


Die Mannschaft, die gegen die Kroaten komplett versagte und zudem Zweifel aufkommen lies, soll sich in Wien rehabilitieren dürfen. “Die Spieler sind gefordert. Sie müssen eine Antwort zeigen“, sagte Bierhoff, der die von Löw angekündigten “ein oder zwei” Veränderungen nicht nennen wollte: “Das Wichtigste ist, dass es die richtigen personellen Maßnahmen sind.”

Da Bastian Schweinsteiger dank der roten Karte am Montag nur zugucken wird und dem bereits während der Partie gegen Kroatien durchgeführten Rücktransfer von Philipp Lahm auf die linke Abwehrseite wird wohl nur auf der rechten Seite umgebaut. Hier wäre die schon bei der EM 2006 erfolgreiche Abwehrreihe mit Friedrich in die Viererkette. Dann könnte Clemens Fritz wieder ins Mittelfeld rücken. Auch könnte Fritz, wie im zweiten Durchgang gegen Kroatien, hinten agieren. Mit Tim Borowski könnte dann das Mittelfeld kompakter gemacht werden.

Nicht die Aufstellung, sondern die Einstellung wird als wichtiger erachtet. “Es wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die heiß ist, das Spiel zu gewinnen. Darauf kommt es an“, sagte Torsten Frings. Zusammen mit Metzelder versuchte der Führungsspieler in der live übertragenen DFB-Pressekonferenz in der Heimat aufgekommene Zweifel am Teamgeist und am Selbstvertrauen der DFB-Elf zu zerstreuen. “Die Situation kann man nicht mit jetzt vergleichen. Wir sind stärker als 2004 in Portugal. Ich gehe davon aus, dass es nicht schiefgeht“, so Frings.


Frings vermeldete sogar Vorfreude auf das “Endspiel” um den Einzug ins EM-Viertelfinale, für das ein Remis reicht. “50 000 Zuschauer und gegen den Gastgeber – was kann es für ein schöneres Spiel geben bei der EM“, gab sich Metzelder kämpferisch. Frings gibt den Österreichern keine Chance: “Das ist ein Super-Spiel. Du kannst den Gastgeber rausschmeißen. Das gibt Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf des Turniers. Das wird nicht die letzte Drucksituation im Turnier sein.”

Was klar wurde ist, dass keiner im DFB-Lager das Spiel gegen den EM-Gastgeber als mögliche Endstation fürchtet, sondern als Zwischenprüfung ansieht. “Lächerlich” findet Frings indes die aufgekommene Diskussionen um die Zukunft von Löw bei einem eventuellen vorzeitigen EM-Aus. Metzelder sagte, dass “im Turnier immer ein Moment kommt, wo man auf der Kippe steht.” Diesen Moment konnte man zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft 2002 im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun (2:0), nachdem Carsten Ramelow mit Gelb-Rot vom Platz musste, bestens meistern. “Bei allem Respekt vor den Österreichern. Wir wissen um unsere eigene Stärke.”

Die voraussichtliche Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm – Fritz, Frings, Ballack, Podolski – Gomez, Klose

(dpa)