Dritte Chance vertan: HSV – Keeper Rost fordert Umbau

Die Anhänger des SV Werder Bremen verhöhnten den Hamburger SV noch mit ihren Gesängen, als Schlussmann Frank Rost erste Konsequenzen und neue Akteure für die kommende Spielzeit forderte. “Es muss ein Umdenken stattfinden“, so der erboste Keeper in Richtung Vereinsführung.

Nach dem dritten Knockout während der “Werder-Wochen” sagte der HSV-Torwart mit finsterer Mine: “Es müssen Leute kommen, die so etwas drehen können. Wir brauchen mehr Qualität.”

Keine Schale, kein Finale – HSV“, skandierten die Werder-Fans. Dabei könnte es durchaus angehen, dass die Hamburger am Ende der Saison nicht nur die erhoffte Champions-League-Teilnahme verpassen, sondern ganz dem europäischen Wettbewerb fern bleiben. Sicher ist, dass der Club wie er derzeit aufgestellt ist, keine Saison konstant überstehen kann. “Wir sind noch kein Spitzenteam“, klagte Rost und stellte daher die “grundsätzliche Frage” nach Investitionen in den Kader: “Wenn der HSV ein Spitzenverein sein will, muss man das klären.”

Finanziell haben sich die Transfers von Topspielern vor und während der Saison ausgezahlt, doch für die “big points” fehlt dem in der Winterpause notdürftig aufgepeppten Kader offensichtlich die Qualität. Innerhalb von 19 Tagen verpassten die Hamburger die Endspiele im DFB-Pokal und im UEFA-Cup und drohen nun auch in der Liga durchgereicht zu werden.


Eher pflichtgemäß, aber wenig überzeugend sagte Trainer Martin Jol nach der Niederlage durch die Gegentore von Hugo Almeida: “Es ist noch alles drin.” Der wie seine Spieler müde wirkende Coach sprach noch leiser als sonst: “Wir können immer noch in die Champions League kommen.” Tatsächlich geht es aber wohl nur noch um einen Platz in der neu geschaffenen Europa League, in den Heimspielen gegen Bochum und Köln müssten dafür in dieser Woche Siege her.

Dass der Kader für die ganz hohen Ansprüche nicht reicht, befand nicht nur Rost, sondern auch Mladen Petric. “Unsere Spielerdecke ist schon die ganze Rückrunde zu dünn, der Trainer hat nicht viele Alternativen“, klagte der verletzte Stürmer. Auch er forderte: “Da müssen wir nächste Saison etwas machen.” Das Debakel im letzten Akt der “Vier-Chancen-Tournee”, das der HSV gegen eine personell geschwächte Werder-Elf erlebte und noch deutlicher hätte ausfallen können, offenbarte die Mängel. Die Hamburger – obwohl in der Tabelle deutlich vor Werder – haben es wieder nicht geschafft, den in der Liga schwächelnden Dauerrivalen zu überholen. Und zur europäischen Spitze, wo sich Clubchef Bernd Hoffmann schon wähnte, ist es noch ein verdammt weiter Weg.


Diese Erkenntnis hat sich inzwischen auch wohl bei Dietmar Beiersdorfer durchgesetzt, auch wenn er es vorsichtiger als Rost und Petric formulierte. “Man sollte grundsätzlich jetzt auch nicht alles schlecht sehen, aber wir werden unsere Rückschlüsse ziehen“, sagte der HSV-Sportdirektor: “Wir müssen natürlich was machen, um uns quantitativ, aber auch qualitativ wieder auf ein gutes Niveau zu bringen“, meinte er. “Die eine oder andere Entscheidung ist schon getroffen“, erklärte Beiersdorfer, ohne Details zu nennen. Offen ist vor allem die Zukunft der vielen Leihspieler: “Da muss man schauen, ob die bei uns bleiben oder nicht.” Der Sportdirektor ist vorsichtig, schließlich benötigt er die Profis noch für die letzten drei Spiele: “Es bringt jetzt nichts draufzuhauen.”