Dortmunds Unentschiedenkönige im Siegesrausch

Nach Beendigung des langandauernden Fluchs der Rückrunde präsentierte sich der zuletzt nachdenkliche Jürgen Klopp wieder wie in alten Zeiten. Der erste Dreier seiner elf im schon fast drei Monate alten Jahr 2009 verwandelte den Fußball-Lehrer von Borussia Dortmund wieder in die Frohnatur vergangener Tage.

So fühlt es sich also an, wenn man mit nur einem Spiel gleich drei Punkte gewinnt. Ich kann es selbst kaum glauben“, ulkte Klopp nach dem 1:0 (0:0)-Erfolg über Werder Bremen. Nach zuletzt acht Partien ohne dreifachen Punktgewinn und insgesamt 13 Punkteteilungen in der laufenden Spielzeit konnte Klopp das ungewohnte Glücksgefühl genießen. “Es war ganz wichtig, dass die Jungs für ihren großen Aufwand endlich mal wieder belohnt wurden.”

Für seinen Trainerkollegen Thomas Schaaf muss der Auftritt von Klopp beinahe ein Déjà-Vu-Erlebnis gewesen sein. Denn so war er es noch vor einer Woche, als er den ersten Dreier seiner Schütline gegen den VfB Stuttgart mit beinahe den selben Worten kommentierte. Allerdings entpuppte sch Schaafs Hoffnung auf eine Trendwende als Luftschloss. Nach dem Strafstoß von Alexander frei in der 64. Minute steckten die Norddeutschen endgültig im tristen Tabellen-Niemandsland fest. “Heute haben wir gesehen, dass die vergangenen Wochen viel Kraft gekostet haben. Deshalb haben bei uns die letzten Prozente gefehlt“, meinte Schaaf.


Immerhin können sich die Werderaner mit dem Tanz auf zwei anderen Hochzeiten trösten. Auf die naheliegende Frage, ob das am 22. April anstehende Pokal-Halbfinale in Hamburg oder die am Vortrag ausgelosten Duelle mit Udinese Calcio im UEFA-Cup-Viertelfinale die Profis verleitet haben könnten, Bundesliga-Spiele nicht mehr ernst genug zu nehmen, reagierte Manager Klaus Allofs mit einem energischen Kopfschütteln: “Wir haben gegenüber der Mannschaft in dieser Beziehung keine Zweifel aufkommen lassen. Jeder Platz, den man in der Bundesliga gut macht, bringt Geld. Da haben wir in der Liga reichlich Nachholbedarf.”

Anders als die Gäste wahrten die Borussen die Minimalchance auf einen im Punktbetrieb erspielten UEFA-Cup-Platz. Sie befreiten sich zudem vom Makel, das einzige Bundesliga-Team ohne Rückrundensieg zu sein. Ohne die Schützenhilfe von Schiedsrichter Knut Kircher hätten sich die BVB-Profis allerdings wohl mit dem sage und schreibe 10. Heimremis zufriedengeben müssen. Nur sechs Minuten nachdem der Referee einen von den BVB-Fans stürmisch geforderten Foulelfmeter verweigert hatte, zeigte Kircher nach einem neuerlichen Foul an Nelson Valdez doch noch auf den Punkt. Für die Zweifel an der Entscheidung des Unparteiischen hatte der BVB-Angreifer wenig Verständnis: “Das war ein klarer Elfmeter.”

Diese Chance nutzte Valdez-Sturmpartner Frei zur Werbung in eigener Sache. Gewohnt sicher erzielte er seinen immerhin 9. Saisontreffer. Für einen, der nur drei seiner insgesamt 20 Einsätze über die volle Distanz bestritt, keine schlechte Quote. Trotz der günstigen Gelegenheit, auf sein problematisches Verhältnis zu Trainer Klopp aufmerksam zu machen, hielt sich der Schweizer mit Kritik wohlweislich zurück: “Das einzige was ich machen kann, ist die Klappe halten und Leistung zeigen.”