Doppelter Torschütze Klose zeigt’s Vogts

Miroslav Klose brachte alle zum staunen – auf dem Platz und auch nach dem Spiel. Erst rannte er von der Auswechselbank zum Doppelpack, wodurch er mit seinen Treffern 46 und 47 im DFB-Dress mit Jürgen Klinsmann und Rudi Völler gleichzog.

Dabei verzichtete der Matchwinner allerdings auf lautstarke Stammplatz-Forderungen in Richtung Bundestrainer Joachim Löw und ganz besonders Bayern-Coach Louis van Gaal. Auch wenn er seinen Bayern-Kollegen und Konkurrenten beim 4:0-Sieg Mario Gomez klar ausstach, richtete sich der 31-Jährige auf eine Fortsetzung seiner “Joker”-Rolle beim deutschen Rekordmeister ein: “Ich glaube, dass man sich beim Trainer immer wieder beweisen muss. Ich war zehn Tage nicht da, deswegen konnte mich van Gaal nicht sehen. Deswegen spiele ich am Samstag in Dortmund auch nicht..”

Nach seinem verpatzten Saisonstart hatte Klose am gestrigen Mittwochabend in der AWD-Arena in Hannover ein eindrucksvolles Lebenszeichen ausgesendet, blieb dabei aber beinahe schon übertrieben selbstkritisch. “Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Auch nicht nach den zwei Toren. Ich brauche meine Fitness, um guten Fußball zu spielen. Davon bin ich noch weit entfernt“, meinte Klose und erstaunte vor der Rückreise nach München mit dieser Überlegung: “Ich muss mit dem Trainer besprechen, ob er mich ganz raus nimmt. Wenn ich zu den Spielen fahre, kann ich nicht so viele Trainingseinheiten machen. Wir werden eine Lösung finden.”

Kein Thema für Löw war ein totaler Verzicht auf Klose, zumindest als “Joker” war er für den Fußball-Lehrer wertvoll. “Ob er zweimal oder dreimal in der Liga nicht trifft, ist für mich völlig unerheblich, weil ich kenne den Miro seit vielen Jahren. Heute hat jeder gesehen, welche Torgefahr er ausstrahlt, wenn er in einem körperlich guten Zustand ist“, kommentierte Löw.” Auch Mannschaftskapitän Michael Ballack zeigte sich beeindruckt vom Goalgetter: “Man hat Miro gar nicht angemerkt, dass er jetzt bei Bayern so Probleme hat. Er hat Akzente gesetzt und mit den zwei Toren seine Leistung gekrönt. Das muss man erst einmal machen.”

Auch Berti Vogts hatte sich zu früh gefreut. Beim Aufwärmen vor Spielbeginn sagte er zu Klose: “Ich bin happy, dass du nicht spielst, da macht Jogi Löw einen Fehler“, erzählte der Ex-Bundestrainer nach dem Match. “Da habe ich Berti kurz und schmerzlos gesagt, ‘mir reicht auch die zweite Halbzeit’“, schilderte Klose – und hielt Wort.

Zweimal verwandelte er im Strafraum eiskalt mit dem rechten Fuß und liegt nach seinem insgesamt neunten Doppelpack im Nationaltrikot mit 47 Toren nun gleichauf mit Klinsmann und Völler auf Rang drei der von Gerd Müller (68 Treffer) angeführten DFB-Torschützenliste. “Ich schaue nicht auf die Statistik“, wiegelte Klose ab.

Auf Dauer wird er sich aber nicht freiwillig auf die Bank setzen und sich weder bei Bayern noch im WM-Qualifikations-Endspiel gegen Russland im Oktober mit Einsätzen als Teilzeitkraft begnügen. “Ich bin ja noch kein Opa. Ich bin erst 31. Ich kann schon noch ein bisschen laufen, und ab und zu knipse ich auch noch.” Er sei ein “Perfektionist“, aber “kein Stinkstiefel“, betonte Klose. Er will zurück in die Stammelf, bei Löw und bei van Gaal: “Jeder weiß, dass ich spielen will, dass ich auf meine Chance lauere.” Und er glaubt an sich: “Wenn ich meine 100 Prozent habe, werde ich auch spielen.” (dpa)