Der “weiße Brasilianer” Bernd Schneider hört auf

Der wegen seiner genialen Ball-Kunst bewunderte und deswegen “weiße Brasilianer” getaufte Bernd Schneider muss auf Anraten der Ärzte seine aktive Karriere beenden. Aus diesem Grund bat der Nationalspieler nun seinen Club Bayer Leverkusen um die Auflösung des bis 2010 laufenden Vertrages.

Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen“, sagte Schneider. “Wer mich kennt, der weiß, dass Fußball für mich Leidenschaft war. Es ist schon ärgerlich, wenn man auf eine solche Weise seine Karriere beenden muss.” Bei einer Nachuntersuchung stellten die Ärzte fest, dass die im April 2008 bei einem Sportunfall erlittene Rückenverletzung eine Fortsetzung seiner aktiven Laufbahn nicht mehr erlaube.

Bundestrainer Joachim Löw würdigte den Mittelfeldspieler: “Über viele Jahre hinweg war er ein wichtiger Spieler unseres Teams, der großen Anteil an vielen Erfolgen hatte.” Einen besonders starken Eindruck hinterließ der 81-malige Nationalspieler bei der WM 2002, bei der die DFB-Auswahl unter der Regie von Rudi Völler als DFB-Teamchef Vizeweltmeister wurde. “Bernd ist ein ganz großer Fußballer gewesen, der uns in Deutschland und bei Bayer mit seiner Spielkunst verzaubert hat“, so Völler.

Die WM 2002 war ein erstes spektakuläres Ereignis“, sagte Schneider in einem Gespräch mit “dfb.de”. Die Heim-WM 2006, bei der Gastgeber Deutschland Dritter wurde, habe aber alles in den Schatten gestellt: “Das ist das Größte, was ein Fußballer erleben kann.” Weder mit dem Nationalteam noch mit Bayer 04 konnte er jedoch einen Titel gewinnen. “Sicher wäre es toll gewesen, einmal einen Pokal oder die Meisterschale in den Händen zu halten. Aber es stört mich nicht so sehr. Trotzdem bin ich mit meiner Laufbahn zufrieden“, resümierte Schneider. Seit 1999 bestritt er für Leverkusen 263 Bundesliga-Spiele.

Begonnen hatte der Kicker aus Leidenschaft, der selbst im Urlaub mit Hotelgästen hinter dem Ball herjagte, seine Profizeit 1991 in seiner Geburtsstadt Carl Zeiss Jena. Die politische Wende eröffnete Schneider 1998 die Chance, in den Westen und zu Eintracht Frankfurt in die Bundesliga zu wechseln. Obwohl er zahlreiche Offerten von europäischen Topclubs hatte, blieb er am Ende Bayer 04 treu. “Ich bedauere es, nicht mal die Erfahrung zu haben, ins Ausland zu wechseln“, bekannte Schneider, “aber es hat nie richtig gepasst.”

Zu den bittersten Stunden seiner Karriere zählt er den im letzten Saisonspiel 2000 in Unterhaching vergebenen Meistertitel. Die schönste Spielzeit war die von 2001/02, als er mit dem Werksclub erst im Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:2) unglücklich verlor. “Wir haben mit ihm fußballerische Sternstunden erleben dürfen. Er wird unserem Verein fehlen“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser über den von seinen Teamkollegen kurz “Schnix” gerufenen, nie ins Rampenlicht drängenden Mittelfeld-Star.

Nach einem 13 Minuten dauernden Comeback am 16. Mai in der Bundesliga-Partie gegen Borussia Mönchengladbach glaubte Schneider 398 Tage nach einer Operation am Halswirbel noch an eine Wende zum Guten. “Danach hatte ich natürlich gehofft, dass ich in der kommenden Saison voll angreifen kann“, sagte er. “Im Hinterkopf hatte ich immer die WM 2010 – das sollte der Abschluss meiner Karriere werden.” Nun wird ein Abschiedsspiel in der modernisierten “BayArena” zum Schlusspunkt seiner großen Laufbahn werden. Bayer 04 wird Schneider zudem in seine Scouting- und Jugendabteilung einbinden.