DDR-Legende Jürgen Sparwasser wird 60

Der damalige Siegtreffer von Hamburg brachte, abgesehen vom Dank des “Kaisers”, Jürgen Sparwasser nicht viel gutes. In einem Gespräch mit der dpa sagte er: “Es stimmt schon, dass das Tor im Rückblick nicht nur positiv für mich war.”

Viele seiner Landsleute waren damals sehr genervt, immer wieder das Tor zum 1:0-Sieg der DDR gegen die Bundesrepublik Deutschland bei der WM 1974 im Fernsehen gezeigt zu bekommen. Wie es damals so war, wurden Gerüchte in die Welt gesetzt, “ich hätte ein Auto, ein Haus und eine Wahnsinnsprämie bekommen“, erinnert sich der damalige Offensivakteur. Am heutigen 4. Juni feiert Sparwasser mit Freunden seinen 60. Geburtstag in Magdeburg.

Der Treffer in der 78. Minute im einzigen Spiel beider Teams gegeneinander war für Franz Beckenbauer mitentscheidend für den späteren WM-Sieg der damaligen BRD-Elf. “Eigentlich gehört dem Jürgen Sparwasser noch eine Medaille. Der hat uns mit seinem Tor rechtzeitig wachgerüttelt“, so der damalige Mannschaftskapitän im Team von Trainer Helmut Schön. Während die BRD damals ins Finale einzog und dort mit 2:1 gegen die Niederlande gewann, war für die DDR in der 2. Runde das Turnier beendet. “Dennoch war die WM ein einzigartiges Erlebnis. Eben das Größte für einen Fußballer“, so Sparwasser.


Für den damaligen Spieler des 1. FC Magdeburg war der Treffer gegen Keeper Sepp Maier aber nicht das wichtigste Tor seiner Fußballer-Karriere. “Da war das 2:0 gegen Sporting Lissabon im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger schon bedeutender“, erklärte der heute im hessischen Bad Vilbel bei Frankfurt lebende Familienvater. 1974 endete die Partie gegen die Portugiesen 2:1 für Magdeburg und man zog ins Finale ein, wo man AC Mailand mit 2:0 abfertigte. “Diese Spiele sind für mich noch heute unvergessen.”

Sparwasser holte neben dem Cup-Sieg mit Magdeburg noch drei DDR-Meisterschaften sowie vier Pokalsiege. Im Anschluss an seine aktive Karriere arbeitete Sparwasser als Diplomsportlehrer an der Uni Magdeburg. Als er damals ablehnte seinen alten Club zu trainieren, drohten ihm die Obersten mit Rausschmiss. Sparwasser überlegte nicht lange und verschwand mit seiner Frau Christa 1988 in den Westen.

Das war eine schwere Zeit damals. Ich war 40 und musste einen kompletten Neuanfang machen.” Besondere Unterstützung erhielt Familie Sparwasser von Eintracht Frankfurt und ganz besonders vom Coach Karl-Heinz Feldkamp. “Das werden wir dem Verein nie vergessen. Besonders die Menschlichkeit der Familie Feldkamp war beeindruckend“, erinnert sich Sparwasser. Der heutige Großvater plant im brandenburgischen Brieselang eine Fußballschule. Derzeit hindern Probleme bei der Finanzierung noch die Umsetzung.

Ein Engagement bei dem gerade in die Viertklassigkeit abgestiegenen Heimatclub 1. FC Magdeburg kann er sich aber nicht vorstellen. “Der Zug ist abgefahren. Die verpasste Qualifikation für die 3. Liga hat mir aber sehr wehgetan.” Viel erhofft sich der 20-fache Europapokaltorschütze bei der EM von der deutschen Mannschaft. Allerdings geht der damalige DDR- Nationalspieler nicht von einem Selbstgänger aus. “Ich warne davor, Polen, Kroatien und auch Österreich als Punktelieferanten zu sehen.” Schließlich hat er damals bewiesen, wie man einen Favoriten ins Straucheln bringt. (dpa)