Comeback der Trainer-Urgesteine in der Bundesliga

Eine Partie wie eine reise durch die Zeit. Es wird das Duell der Trainer-Altmeister, wenn Bayerns 63-jähriger Interimscoach Jupp Heynckes am kommenden Samstag in der Münchener Allianz-Arena auf den 66 Jahre alten Hans Meyer mit Borussia Mönchengladbach trifft.

Vor der laufenden Spielzeit war überall, auch in Liga 2, vom großen Umbruch die Rede. Eine neue Generation von Übungsleitern mit Jürgen Klinsmann an der Spitze sollte frischen Wind bringen. Doch kurz vor dem Ende der Saison sind wieder die Fußball-Lehereralter Schule gefragt.

Dabei soll Heynckes, mit dem FCB vor 20 Jahren zweimal deutscher Meister, soll den Rekordchampion nach dem Rauswurf von Klinsmann in den verbleibenden fünf Spielen nach Möglichkeit zum 22. Meistertitel führen. Wenigstens aber die direkte Teilnahme an der Champions League sichern. “Da ist so ein Mann wie Jupp Heynckes der richtige“, meinte Bayern-Manager Uli Hoeneß. “Er ist ein Fußball- Lehrer, und das ist im Moment das, was wir brauchen.” Gladbach-Coach Meyer gibt ihm recht. Es sei “ein Vorteil für die Münchner, dass sie den Wechsel zu Heynckes jetzt vollzogen haben“, sagte er der dpa.


Eine Liga tiefer hatte kurz zuvor schon der frühere Bundesliga- Trainer Horst Köppel (unter anderen Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach) eine Mission mit einem ganz anderen Ziel begonnen. Der 61-Jährige, als Spieler ein Weggefährte von Heynckes in Gladbach, soll den FC Ingolstadt vor dem Abstieg bewahren. Auch hier war mit dem Ex-Bayernprofi Thorsten Fink ein Jungcoach entlassen worden.

Im Gegensatz zum Aktionismus der Zweiten Liga – die Fink-Trennung war bereits die zehnte Entlassung – gab es in dieser Bundesliga- Saison so wenige Wechsel wie lange nicht mehr. Mit Klinsmann (Bayern), Jos Luhukay (Gladbach), Armin Veh (VfB Stuttgart) und Fred Rutten (Schalke 04) wurden bislang nur vier Übungsleiter gefeuert. Seit 2002 mussten nach einer Online-Statistik der Rheinischen Post fast in jeder Spielzeit mehr als doppelt so viele Trainer gehen.

Der neue Trend deutete sich im Vorjahr an, als nur sieben Trainer entlassen wurden. In vielen Clubs hat sich seither rein äußerlich wenig getan. Arminia Bielefeld und Energie Cottbus stecken wieder im Abstiegskampf. Die Schalker Interimstrainer Mike Büskens und Youri Mulder sind ein Jahr nach ihrem ersten Einsatz erneut im Amt. Bayer Leverkusen hat auch unter Bruno Labbadia keine Konstanz gefunden.

So ist es kein Wunder, dass Vereine vor der häufig kostspieligen Trainerentlassung zurückschrecken. Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen können die “Funkel raus“-Rufe nicht beirren. “Auch wenn es die öffentliche Meinung fordert, werden wir keine Schulden machen, werden wir keinen neuen Trainer holen“, sagt Bruchhagen. Das sportliche Mittelmaß lastet er trotz Millionen- Transfers nicht Friedhelm Funkel an. Bruchhagen kritisiert stattdessen, die öffentliche Erwartungshaltung sei einfach zu groß.

In Stuttgart hat sich die Entlassung von Armin Veh zwar als goldrichtige Entscheidung erwiesen, dennoch loben sowohl Babbel als auch Sportdirektor Horst Heldt die Arbeit des Meistertrainers von 2007. “Ich bin unheimlich dankbar für die Zeit, die ich als Spieler und Assistenztrainer mit Armin Veh zusammenarbeiten durfte“, sagt Babbel. Er versuche, Vehs Weg weiterzuführen. Auch Kölns Trainer Christoph Daum warnt davor, nur an das Prinzip “Neue Besen kehren gut” zu glauben: “Dass Horst Heldt und Armin Veh mit ihrer Arbeit richtig lagen, beweist Markus Babbel nun mit seiner Arbeit.”


Klinsmann hat sich vorsorglich seine Beteiligung an künftigen Erfolgen des FC Bayern gesichert. “Wir haben den Grundstein gelegt für die Zukunft“, sagte der ehemalige Bundestrainer zum Abschied. Derweil hat der Club die Trainersuche für die nächste Saison begonnen. Die Liga ist gespannt, ob der Branchenführer nach dem gescheiterten Trainer-Experiment auf mehr Erfahrung setzen wird.