Champions League: FC Bayern und van Gaal in Not

Mit hochrotem Kopf verließen die Club-Bosse des FC Bayern München am gestrigen Mittwochabend fluchtartig den Ort des Geschehens, der Chefcoach suchte Flucht in Durchhalteparolen.

Der Fußball-Lehrer sagte nach der blamablem Partie: “Wir sind noch nicht ausgeschieden, wir haben noch eine kleine Chance.” So richtig überzeugend klangen diese Worte nach der höchsten Heimniederlage des deutschen Rekordmeisters in der europäischen Königsklasse aber nicht. Denn die 0:2 (0:1)-Schlappe gegen Girondins Bordeaux kam einer Bankrotterklärung des Star-Ensembles in der Champions League gleich.

Auch wenn den Gastgebern am gestrigen Abend auch das ein ums andere Mal das Glück im Abschluss fehlte, ein klarer Elfmeter für die Münchner nicht gegeben wurde und das Ausscheiden bereits in der Gruppenphase noch nicht besiegelt ist, liegen sie am Boden. Zur Mini-Chance aufs Achtelfinale sagte Philipp Lahm: “Die Hoffnung ist da, aber es ist schwer, dran zu glauben.” Arjen Robben meinte, dass man nun die letzten beiden Gruppenspiele gewinnen müsse und gleichzeitig hoffen muss, dass “Juventus Turin nicht am nächsten Spieltag in Bordeaux gewinnt.”

Der FC Bayern droht erstmals nach 2002 schon frühzeitig aus der Königsklasse zu fliegen. Statt Barcelona, Madrid oder Manchester muss man dann als Dritter der Gruppe im kommenden Jahr in die Europa League spielen zu müssen.

Egal, nur sechs Monate nach der Entlassung von Trainer Jürgen Klinsmann, der die Vorrunde in der letzten Saison immerhin als Gruppenerster abschloss, stecken die Bayern-Bosse um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß schon wieder in der Misere. Denn die Resultate sind unter van Gaal noch schlechter, auch der Fußball! Trotzdem wird man nicht so ohne weiteres wieder den Not-Aus-Knopf drücken können, zumindest noch nicht. “Klar, dass es jetzt unruhig wird“, meinte Schlussmann Jörg Butt. Zunächst war allerdings ganz normal Training beim FC Bayern.

Die in der Vorsaison noch “Klinsmann Raus”-Rufe skandierten FC Bayern-Fans bekommen nun unter dem selbst ernannten “Prozess-Trainer” nun langweiliges Ballgeschiebe zu sehen. Quer- und Rückpässe sind aber kein Ausdruck von Dominanz. Das kurze Aufbäumen nach dem Seitenwechsel war eindeutig zu wenig, da gab es drei hochkarätige Chancen, “da kann man uns nichts vorwerfen“, warb Mark van Bommel um Nachsicht.

Das 0:1 durch Yoann Gourcuff in der 37. Minute hat sich der Kapitän zuzuschreiben. Das 0:2 durch Marouane Charmakh (89.) war ein freundliches Geschenk von Butt und Abwehrspieler Holger Badstuber.

Man hat gespürt, dass die Bayern ein geschwächtes Selbstvertrauen hatten, das haben wir ausgenutzt“, sagte Bordeaux-Trainer Laurent Blanc. Die Zeiten, dass der FC Bayern Angst und schrecken verbreitete, sind vorbei, hieß das im Klartext. Ohne einen Robben, der nach Knie-OP noch nicht zu 100 Prozent auf dem Damm ist und als Joker die zweiten 45 Minuten spielte, hauchte dem lethargischen Team nur kurzzeitig etwas Leben ein. Auch ohne Franck Ribéry geht nichts. Van Gaal gab zu, dass man mit der derzeitigen Aufstellung nicht in der Lage sei, “den französischen Meister auszuspielen.”

Diese Begründung allein ist jedoch mangelhaft. Obwohl bei 35-Millionen-Mann Mario Gomez zum Start in die laufende Saison die Torquote stimmte, degradierte ihn der Niederländer auf die Bank. Stattdessen spielen seine Wunschsspieler Edson Braafheid und Danijel Pranjic, die gestern zum wiederholten Male auf der linken Seite versagten. In der Vorsaison war die Seite mit Ribéry und Lahm noch das Bayern- Prunkstück.

Beim FC Bayern ist die Stimmung explosiv vor dem Duell mit Ex-Coach Felix Magath. Am 25. April 2009 hagelte es gegen den FC Schalke 04 die letzte Heimpleite in der Liga (0:1). “Wir müssen jetzt ruhig bleiben und gegen Schalke wieder bereit sein“, mahnte Robben. Sonst können selbst die Bosse kaum weiter schweigen.