10 Jahre Trainer bei Werder: Schaaf auf Rehhagels Spuren

Kurz vor seinem zehnjährigen Jubiläum als Chefcoach beim Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen will Thomas Schaaf dem Club kein Treuebekenntnis geben. “Ich weiß nicht, wie lange es geht“, meinte der 48-jährige Fußball-Lehrer vor seinem Dienstjubiläum am 9. Mai.

Aber darüber mache ich mir auch keine Gedanken, weil es für mich nicht wichtig ist, irgendwelche Rekorde aufzustellen oder irgendwelche besonderen Statistiken zu füllen.” Kaum ein Anhänger kann sich vorstellen, dass der dienstälteste Bundesligacoach irgendwann mal einen anderen Club betreut. Schaaf wirkt wie die Personifizierung des modernen Werder Bremens. So wie früher Otto Rehhagel, der 14 Jahre lang Trainer an der Weser war.

Ein solches Jubiläum ist momentan bei keinem anderen Verein aus der Bundesliga vorstellbar. Kontinuität ist für die meisten Club-Bosse ein Fremdwort, gut die Hälfte von Schaafs Trainerkollegen sind sogar noch kein Jahr im Amt. Von ausländischen Dauer-Trainern wie Alex Ferguson (seit 23 Jahren bei Manchester United) oder Guy Roux (44 Jahre mit kleinen Auszeiten bei AJ Auxerre) ist aber auch der Werder Coach noch weit entfernt.


Natürlich hat man hier ein anderes Drumherum und eine andere Situation als in anderen Städten, aber bei all dem ist trotzdem der maßgebende Anteil der Erfolg“, sagte Schaaf. Er kickte schon als Jugendlicher bei Werder: “Wenn ich hier nach den ersten vier Spielen nicht den Klassenerhalt und den Pokalsieg geschafft hätte, dann wäre vielleicht eine andere Entscheidung gekommen.” So blauäugig und naiv sei er nicht.

Am 9. Mai 1999 übernahm Schaaf das Amt von Felix Magath, rettete den Club vor dem Abstieg und führte ihn sogleich zum Pokalsieg. “Das war der Hammer“, sagte Schaaf rückblickend. Der größte Erfolg folgte 2004 mit der Meisterschaft und dem erneutem Pokalsieg. Unvergessen sind die Bilder, als Schaaf mit Fahne und Kamera in der Hand aus der Dachluke eines Flugzeugs winkte. “Das war wirklich sensationell“, berichtete Schaaf. “Einer gab mir eine Fahne, der nächste eine Kamera. Es war für mich wunderschön, einfach wunderschön, die Leute zu sehen, diese Begeisterung.”

Mindestens genauso wichtig ist ihm und seinem Langzeitkollegen Klaus Allofs aber, dass sie Werder fünfmal nacheinander in die Champions League geführt haben. Dabei erlebte er auch die schlimmste Niederlage: Am 8. März 2005 bei der 2:7-Lehrstunde im Rückspiel in Lyon. “Das war schon eine harte Nummer. Nach der 0:3-Niederlage hier sind wir nach vorne gegangen, egal wie es ausgeht, und haben dann richtig einen übergebraten bekommen. Das hat schon wehgetan.”

Niederlagen gab es weniger als Siege in den zehn Jahren, und das ist auch gut so. “Wenn ich verliere, bin ich sowieso ungenießbar“, gab Schaaf zu: “Dann brauche ich eine gewisse Zeit für mich, um für mich selbst einmal gewisse Dinge zu analysieren und zu verarbeiten.”


Die Arbeit mit der Mannschaft macht ihm auch nach zehn Jahren noch Spaß. “Aber eins ist auch klar, der Altersunterschied wird von Jahr zu Jahr größer“, sagte Schaaf, der als Spieler 262 Bundesligaspiele nur für Werder absolvierte. “Daran können sich die meisten Profis nicht mehr erinnern, obwohl ich ihnen im Training immer wieder versuche, selbst etwas vorzumachen“, erklärte er grinsend.

Amüsant beschrieb er die Auswirkungen: “Wenn man was Kritisches äußert, fragen die schon: Was will der Alte denn von mir?” Mit seinem trockenen Humor kommentierte er auch die Frage, ob er dabei so etwas wie Vatergefühle entwickle: “Es hat noch keiner Papa zu mir gesagt.” (dpa)