Wirbel um Kuranyi auf Schalke reißt nicht ab

Anders als zuletzt auf dem Rasen läuft Kevin Kuranyi in Interviews zu unglaublicher Höchstform auf.

Mit beinahe unendlichen, sich vor allem auch widersprechenden Aussagen sorgt der Angreifer vom FC Schalke 04 erneut für Trubel und schürt Unruhe in dem so sensiblen und nervösen Umfeld der Königsblauen. Statt die immer mehr werdenden Kritiker, Coach Fred Rutten und die Vereinsbosse mit Spitzenleistungen auf dem Spielfeld zu überzeugen, kokettiert der 26-Jährige seit einigen Tagen mit einem möglichen Abgang aus Gelsenkirchen und äußert schwammige Bekenntnisse zum Club.

Kuranyi mutmaßt im “kicker”, Schalke wolle “nicht mit mir verlängern, sondern mich lieber verkaufen” und nötigte damit die Verantwortlichen zu einem Dementi, für das es eigentlich keinen Grund gab. So stellte Manager Andreas Müller nach einer Übungseinheit klar, dass man kein Angebot für Kuranyi vorliegen habe, und dass man nicht mit dem Gedanken eines Transfers spielt.

Der Ex-Nationalspieler war vor dem Spiel in Hannover (0:1) zum Manager ins Hotelzimmer gekommen und wollte wissen, ob es interessierte Clubs gebe. “Ich habe gesagt: Nein, da kann auch kommen was will. Es gibt keine Möglichkeit für dich, hier wegzukommen“, meinte Müller, der zuvor bereits deutlich sagte: “Es ist falsch, dass wir Kevin verkaufen wollen. Er ist unverändert ein wertvoller Spieler für uns, auf den wir langfristig bauen wollen. Er ist deswegen für uns unverkäuflich.

Trotz aller Beteuerungen der Knappen – Präsident Josef Schnusenberg hatte bereits zur Wehnachtszeit betont, dass man plane langfristig mit Kuranyi plane – wird der Stürmer offenbar von Zweifeln geplagt. In der Bild-Zeitung sagte Müller: “Kevin sagte zu mir: Ich habe in den letzten drei Jahren richtig gelitten, so wie ich von den Fans hier behandelt wurde.”


Ob Kuranyi Schalke tatsächlich um seine Freigabe bitten oder sich lediglich erneut des Vertrauens der Clubführung vergewissern wollte, ist unklar. Die Aussagen des Angreifers, der in dieser Saison bisher sechs Tore erzielte, sind schwammig. “Natürlich ist es immer schwierig, wenn andere Vereine kommen und Interesse an einem Spieler bekunden und der eigene Verein gibt einem nicht das Gefühl, dass man unbedingt behalten werden soll“, sagte er dem DSF, ergänzte aber: “Ich habe noch eineinhalb Jahre Vertrag und bin unverkäuflich, deswegen habe ich viel Zeit ­ wir werden sehen, ob der Verein auf mich zählt und ob ich auf den Verein zähle.”

Kurz zuvor hatte dies in einem vom Verein auf der Club-Homepage veröffentlichten Interview noch anders geklungen. “Für mich ist klar: Ich will mich hier bei Schalke 04 durchsetzen und beweisen. Niemand wird ein wirklich großer Spieler, wenn er in schweren Zeiten davon läuft. Ich laufe nicht vor Problemen weg (…). Deswegen werde ich nicht wechseln“, wurde der 26-Jährige dort zitiert.

Ob Kuranyi tatsächlich über diesen Sommer hinaus im Revier bleibt oder sich die Wege trennen, ist völlig unklar. Mittlerweile kommen wohl auch Müller Bedenken, ob Kuranyi – wie seit seiner Verpflichtung vor dreieinhalb Jahren erhofft – noch der große Durchbruch gelingt. Derzeit ist seine Entwicklung eher rückläufig. Bislang stärkte der Club dem “Sensibelchen” auch in schwierigen Situationen stets den Rücken – wie nach dessen Nichtberücksichtigung durch den DFB für die WM 2006 oder seiner unklugen und wenig später schon wieder bereuten Flucht aus der Nationalelf im vorigen Oktober.


Doch die Zuneigung bröckelt nicht nur bei den Fans merklich, woran der oft um Anerkennung Buhlende durch seine Leistungen und sein Verhalten abseits des Platzes selbst Anteil hat. Müller mochte sich in einem WDR-Interview bereits nicht mehr festlegen, was in den nächsten Monaten passiert. “Wenn wir sagen, er bleibt, dann bleibt er. Aber ich werde keine Aussage treffen, was im Sommer ist.”