Wechselaspirant Ivica Olic mit jedem Treffer nachdenklicher

Beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV läuten die Weihnachtsglocken besinnlicher denn je – nur einer gibt sich unwirsch. Nach der Auswechslung und den beiden Treffern beim sehenswerten 3:1 über Aston Villa lief Ivica Olic ohne ein Wort zu verlieren und mit versteinerter Miene an Gratulanten und Fragestellern vorbei.

Dabei hätten seine Tore gegen den derzeit viertplatzierten Club aus der englischen Premier League und dem damit zusammenhängenden ersten Platz in der Gruppe F eigentlich für pure Begeisterung beim Kroaten sorgen müssen. Doch weit gefehlt. Es sieht so aus, je öfter der vor einem Wechsel zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München stehende Angreifer trifft, desto nachdenklicher und melancholischer wird er.

Was er beim HSV hat, weiß der Nationalspieler. Was er beim FCB bekommt, nicht – lässt man das Gehalt, welches in München vier Millionen Euro pro Jahr ausmachen soll. “Ivica ist ein kluger Bursche. Er muss wissen, ob er für ein paar Euro mehr anderswo auf der Bank sitzen will“, meinte Club-Boss Bernd Hoffmann und ließ wissen dass im Gehaltspoker mit Olic das Ende der Fahnenstange erreicht sei. “Ich glaube, er wird Verständnis haben, dass wir weder unser Gehaltsgefüge sprengen, noch die Bank von England ausrauben.” Sportchef Dietmar Beiersdorfer stellte sich auf die Seite von Hoffmann: “An unserem Angebot wird sich nichts mehr ändern. Er muss jetzt eine Entscheidung treffen.” Diese will Olic nach dem Weihnachtsfest bekannt geben.

Sein kongenialer Partner im Angriff Mladen Petric hat indes die Hoffnung auf eine Verlängerund seines Landsmannes mit dem HSV aufgegeben. “Wenn man seine Aussagen hört, glaubt man nicht mehr, dass er im Sommer noch hier ist“, erklärte der Kroate, der seinen 15. Saisontreffer nach fulminantem Solo trotz massiver Gegenwehr markierte. Dass die Hanseaten den in dieser Spielzeit schon elfmal erfolgreichen und am Saisonende ablösefreien Olic bereits in der Winterpause für ein geringes Schmerzensgeld gehen lassen könnten, ist nicht zu erwarten. Schließlich will man das Mitwirken auf den drei Bühnen (Meisterschaft, UEFA- Cup, DFB-Pokal) auch in der Rückrunde erfolgreich fortsetzen.


Hinter den Kulissen wird bereits der Stürmer-Markt sondiert. Mit einem Ergänzungsspieler wird sich Trainer Martin Jol jedoch nicht zufriedengeben. Der britischen Tageszeitung “The Guardian” erzählte der Niederländer, dass er Großes mit dem HSV vorhabe, um dann mit den Worten zitiert zu werden: “Ein oder zwei gute Spieler würden das Team richtig verstärken, und dann bleibe ich gerne länger. Wenn diese nicht kommen, würde ich aber über einen Wechsel nachdenken.”

Derzeit herrscht noch helle Freude über die kroatische Torfabrik beim HSV. “Die sind halt Knipser“, meinte Jol. Auch Torhüter Frank Rost lobte Olic und Petric, formulierte aber den Team-Gedanken. “Die beiden stehen oben auf der Kommandobrücke, aber man darf die anderen nicht vergessen, die im Keller stehen und die Kohlen schippen.”

Mit Spannung schauen die Hamburger nach Nyon, wo die Runde der letzten 32 Teams im UEFA-Cup ausgelost wird. Einen Wunschgegner hat Jol nicht. “Aber als Gruppen-Erster sieht es natürlich besser aus“, sagte der 52-Jährige. Die Feiertage will der Niederländer in seinem Haus in London verbringen. “Eine Pause über Weihnachten habe ich zum ersten Mal seit Jahren.” Vom Fußball kann er in dieser Zeit aber nicht lassen. “Vielleicht gucke ich mir ein Spiel von Southend United an. Das ist nicht schön, aber typisch englisch.”