UEFA-Cup: Schalke-Trainer Rutten spielt um seinen Job

Vom der Mannschaft allein gelassen, von der Vereinsführung mächtig unter Druck gesetzt und vom nervösen Umfeld irritiert. Der mit großen Hoffnungen und Vorschusslorbeeren zum Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 gewechselte Coach Fred Rutten droht in der hausgemachten Krise der Knappen seinen Job zu verlieren.

Zwar sagte der 45-jährige Übungsleiter vor dem UEFA-Cup-Spiel bei seinem Ex-Verein Twente Enschede, dass er noch “sehr großen Spaß” an der täglichen Arbeit habe, aber: “Ich hätte noch mehr Spaß, wenn die Ergebnisse besser wären.”

Doch statt vom Club die erhoffte Rückendeckung und Geduld für seinen “Entwicklungsprozess” zu erhalten, muss sich der Niederländer aufgrund der Erfolglosigkeit in dem hoch emotionalen Umfeld mit Fan-Kritiken und Angriffen von überall her abplagen und als Krisen-Manager bewähren. Seine Akteure lassen ihn regelmäßig allein, in dem sie beinahe 100%ige Möglichkeiten wie bei der 0:2-Schlappe in Stuttgart oder den Niederlagen gegen Bayern München und in Leverkusen reihenweise vergeben. “Die Lage ist beschissen. Wir sind in einer Negativ-Spirale“, beschrieb Josef Schnusenberg die Lage.

So langsam dämmert es dem sympathischen Trainer, der am besten “nur” über Fußball sprechen möchte und nicht viel zum Entertainer taugt, worauf er sich mit dem Engagement in Gelsenkirchen eingelassen hat. “Der Unterschied zwischen deutscher und holländischer Liga ist sehr groß“, stellte er fest, und: “Wenn man ein Spiel verliert, ist es gleich eine Krise.” Rutten, der im beschaulichen Enschede jahrelang in Ruhe und ohne Medienrummel ein Erfolgsteam aufbauen konnte, scheint von der Panik bei Anhängern und im Club völlig überrascht.


Irritiert von der Zehn-Punkte-Vorgabe von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nach dem Bayer-Spiel wagte sich der zurückhaltende Rutten einmal aus der Deckung und kritisierte den psychologisch ungünstigen Zeitpunkt. “Das war nicht schlau.” Zwar gewann man gegen schwache Mönchengladbacher, doch prompt verlor die von Versagensängsten geplagte Elf dann gegen Manchester und Stuttgart. Als die Fanproteste gegen Manager Andreas Müller wegen dessen umstrittener Einkaufspolitik eskalierten, lud Rutten alle Schuld auf sich. “Die Niederlage geht auf meine Kappe. Ich bin verantwortlich dafür, ob wir gewinnen, verlieren oder Remis spielen.”

Trotz sichtbarer spielerischer Fortschritte ist Rutten der Spagat, bei der Umsetzung seines langfristigen Konzepts gleichzeitig kurzfristig Erfolge zu feiern, noch nicht gelungen. So viel Geduld wie in Enschede kann oder will man in Schalke offenbar nicht aufbringen, auch wenn Twentes Clubchef Joop Munstermann sicher ist: “Er braucht Zeit. Aber wenn man Fred seine Arbeit weiter machen lässt, wird Schalke in der Rückrunde noch viel Freude daran haben.”


Wie die “Bild”-Zeitung berichtete, trafen sich Müller und Rutten mit der übrigen Clubführung in der Villa von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zu einer Aussprache. Bis kurz vor Mitternacht soll es hoch hergegangen sein. Ob alle Verantwortlichen nur einen Burgfrieden bis zu den angekündigten Bilanz-Gesprächen in der Winterpause geschlossen oder endlich eine gemeinsame Linie gefunden haben, um in die Erfolgsspur zurückzufinden, blieb offen. “Tacheles” habe er geredet, berichtete Tönnies, der aber auch betonte: “Die Spieler brauchen Unterstützung. Pfiffe helfen nicht.”

Eine Rückkehr von Rudi Assauer ist ausgeschlossen, nachdem der Ex- Manager mit seinen Ex-Weggefährten gnadenlos abrechnete und gleichzeitig seine Hilfe anbot. “Ich bin sehr verwundert, fast sprachlos. Dieses Angebot ist kein Thema für uns“, sagte Tönnies.