Piotr Trochowski vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV hat mit seinem ersten Länderspiel-Tor die deutsche Nationalmannschaft bei ihrem 90-minütigen Sturmlauf gegen Wales erlöst.
Die 44.500 Zuschauer im nicht ausverkauften Borussia-Park zu Mönchengladbach mussten bis zur 72. Minute bangen, ehe der starke Trochowski mit seinem Tor zum hoch verdienten 1:0 (0:0) den 50. deutschen Sieg in einem WM-Qualifikationsspiel klar machte. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw, das bei einem Pfostenschuss von Kapitän Ballack (75.) und weiteren Möglichkeiten in der Schlussphase einen höheren Sieg verpasste, geht nun mit 10 Punkten als Tabellenführer der Gruppe 4 vor den Russen in die Winterpause. Das nächste Qualifikationsspiel steigt am 28. März nächsten Jahres gegen Liechtenstein. Vorher steht für die Nationalmannschaft am 16. November in der Hauptstadt noch der Klassiker gegen England an.
Nur einige Tage nach der Gala über 45 Minuten gegen Russland verbreitete die deutsche Elf gegen die äußerst defensiv stehenden und nur aufs Zerstören bedachten Waliser nur selten Glanz. Am Ende wurde die Mannschaft dank Trochowski für ihre Geduld belohnt. Bis dahin wurden aber die Hausherren auf eine harte Probe gestellt. Ob es die Elf mit Direktspiel durch die Mitte, über die Außen versuchte oder mit Schüssen aus der Distanz, in der vielbeinigen Abwehr der Briten gab es absolut kein Durchkommen, was aber auch an der fehlenden Präzision im Passspiel lag. Zudem zeigte die deutsche Auswahl Schwächen bei den Standards, von denen es so gut wie keine Gefahr für das Tor der Briten gab.
Thomas Hitzlsperger (l) und Arne Friedrich (r) versuchen
den Waliser Gareth Bale zu stoppen.
Nach überstandener Wadenblessur mühte sich Kapitän Michael Ballack ebenso wie seine Kollegen lange Zeit vergeblich ab, den alles entscheidenden Pass zu spielen. Der Münchner Lukas Podolski war erneut sehr agil und versuchte stets zum Abschluss zu kommen. Sein Sturm Kollege Miroslav Klose erlitt bei einem nicht geahndeten Foul von James Collins Mitte der ersten Halbzeit eine schmerzhafte Prellung am rechten Knöchel und wurde in den zweiten 45 Minuten durch den Leverkusener Patrick Helmes ersetzt. Nach gut 60 Minuten stärkte Löw mit der Einwechslung von Clemens Fritz für den Berliner Arne Friedrich die rechte Seite, die bis dahin klar im Schatten von Philipp Lahm und dem Torschützen Trochowski auf links gestanden hatte. Vor allem der Münchner imponierte dabei als unermüdlicher Antreiber.
Miroslav Klose (vorne) ist vom Waliser
Carl Fletcher gefoult worden
Anders als bei seinem Debüt gegen Russland wurde Rene Adler beim zweiten Einsatz im DFB-Trikot vor keine ernsthaften Proben gestellt. Dennoch war der Keeper, den sein Vorgänger Oliver Kahn im ZDF- Interview als “komplettesten der Kandidaten” bezeichnete, stets aufmerksam. So klärte er in der 54. Minute entschlossen gegen Craig Bellamy.
Schon früh zeigte sich im Borussia-Park, dass die Waliser anders als die Russen nicht bereit waren, mitzuspielen. In der engmaschigen Abwehr des Gegners mit seiner Fünfer-Kette und drei Innenverteidigern fand die deutsche Elf keine Lücke, um mit Doppelpässen und Kombinationsspiel zum Erfolg zu kommen. Auch Versuche aus der Distanz führten nicht zum Ziel. In der 10. Minute blockte Collins einen Ballack-Schuss mit großem Körpereinsatz ab, dann landete eine Direktabnahme von Klose am Außennetz (16.). Die Abwehr des EM-Zweiten wurde fast eine halbe Stunde lang nicht geprüft, dann deutete Bellamy seine Gefährlichkeit an. Der Angreifer von West Ham United setzte sich gegen Friedrich durch, verzog den Ball aber aus spitzem Winkel (28.).
Löws Elf bemühte sich weiter ebenso unermüdlich wie vergebens, den Abwehrwall aus rot gekleideten Spielern zu knacken. Nach einem spektakulären Solo auf der linken Seite fand Podolski in der Mitte keinen Abnehmer für seinen Pass (31.), Sekunden später rasierte ein 20 Meter-Schuss von Bastian Schweinsteiger die Torlatte. Anschließend scheiterte Ballack mit seinem Flachschuss an Gäste-Torhüter Wayne Hennessey (42.), so dass das erwartungsvolle Publikum seiner aufkommenden Ungeduld zur Pause mit ersten Pfiffen Luft machte.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte: Mit deutschem Druck. In der 50. Minute warf sich Collins in einen Schuss von Trochowski und verhinderte damit das 1:0. Sieben Minuten später säbelte der Hamburger an einer Flanke von Schweinsteiger vorbei und vergab damit die bis dahin größte Gelegenheit für die Hausherren. Erst Trochowski fand die Lücke, als er Hennessey mit einem platzierten Schuss in die lange Ecke überwand.
Thomas Hitzlsperger (l) und David Edwards
versuchen an den Ball zu kommen.
(dpa)