gewohnt keck reagierte der ehemalige Publikumsliebling des FC Bayern München, Mehmet Scholl, als er für den zu den Profis beorderten Hermann Gerland zum Interimscoach von Bayern II befördert wurde.
“Als wir uns beim Uli (Hoeneß) getroffen haben, hat Mehmet gesagt: Jetzt kriegt die Amateurabteilung endlich mal einen richtigen Trainer“, sagte Gerland und setzte gleich zum passenden Konter an: “Lockere Sprüche hat Mehmet ja immer drauf, jetzt kann er sich auch beweisen. Ich werde die Jungs hoffentlich in einem deutlich besseren Zustand wiederbekommen.”
Angedacht beim FC Bayern war auch die Konstellation, Scholl im Verbund mit dem 54-jährigen Gerland als Nachfolger für Jürgen Klinsmann zu berufen. Nun soll der 38 Jahre alte Scholl zunächst die ersten echten Trainererfahrungen beim zweiten Geschirr sammeln. “Es ist eine Chance für mich“, meinte der Champions-League-Gewinner von 2001, der sonst beim FC Bayern mit der U 13 zusammenarbeitet.
In der Schlussphase der 2007 beendeten Karriere hätte kaum einer ein Comeback Scholls, der nach dem Laufbahn-Ende Abstand wollte, auf der großen Fußball-Bühne erwartet. Dort ist er zwar noch lange nicht, aber Ehrgeiz und Ambitionen des Vertrauten von Manager Uli Hoeneß sind deutlich erkennbar. Als Trainer zu arbeiten mache ihm mehr Spaß, “als im Büro zu sitzen“, betonte Scholl, der auch als TV-Experte mit fundierten, frechen Analysen überzeugt. Den B-Trainer-Schein hat der Europameister von 1996 bereits, die A-Lizenz soll kommen und “logischerweise mal” der Fußball-Lehrer. In vier Wochen sollen er und Gerland erst einmal auf ihre angestammten Positionen zurückkehren.
“Mehmet war ein großer Spieler, hat sich in der Jugendarbeit die ersten Sporen verdient und wir vertrauen ihm diese neue Aufgabe im Bewusstsein an, dass er diese junge Mannschaft begeistern und erfolgreich trainieren wird“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Wer gedacht hatte, der in seiner aktiven Zeit vom extrovertierten Teenie-Idol zum schweigsamen Kult-Kicker gewandelte Dribbelkünstler würde beim Drittliga-Team die Zügel weniger hart als der strenge Gerland in den Händen halten, sah sich schnell getäuscht. Kurzerhand strich er den trainingsfreien Tag und ließ sich von den Jung-Kickern mit “Sie” anreden.
Gerland warnte den Musik-Freak und Hobby-Kegler, der an seiner Seite auf die Dienste von “Bomber” Gerd Müller als Assistent setzt, aber schon einmal vor den Tücken des Trainerjobs. “Hier reicht es nicht, wenn man etwas 10- oder 20-mal sagt. Ich sage die selben Dinge seit 25 Jahren“, erklärte der 54-Jährige. Von den Bayern-Fans wird Gerland selbst nicht nur wie Scholl für seine flotten Sprüche geliebt, sondern vor allem dafür, dass er Bayern-Lieblinge wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und viele andere entdeckt hat. Auch Hamburgs Nationalspieler Piotr Trochowski oder Wolfsburgs Spielmacher Zvjezdan Misimovic gingen durch die harte Schule des Hobby-Pferdezüchters.
“Mein Ton ist rau, aber mein Herz groß“, betonte der von 1992 bis 1995 und wieder seit 2001 für die Bayern wirkende Gerland, der Scholl eine erfolgreiche Zukunft zutraut. “Wenn er es schafft, so gut auszubilden, wie er selber war, wird er auch erfolgreich. Der war 20 Jahre Profi. Der braucht von einem Hermann Gerland keine Tipps.”