Spanien schlägt enttäuschende DFB-Elf im EM Finale

Der Traum vom EM-Titel ist geplatzt. Nach einer enttäuschenden Vorstellung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft muss nun weiter auf den heiß ersehnten vierten EM-Titel gewartet werden. Zwölf Jahre nach dem letzten Titelgewinn verlor die Truppe von Coach Joachim Löw im Finale der EURO in Österreich und der Schweiz gegen Spanien mit 0:1 (0:1).

Nach über 60 Minuten Schlafwagenfußball mit eklatanten Defiziten in der Defensivabteilung gelangt der DFB-Auswahl die erste wirklich nennenswerte Tormöglichkeit. Danach kam die Steigerung der Mannschaft um einen enttäuschenden Kapitän Michael Ballack zu spät, um die drohende Final-Niederlage noch abzuwenden. Das Tor des Tages für die erwartungsgemäß spielstarken Iberer, die nun zum 22 in Folge ungeschlagen sind, erzielte der überragende Fernando Torres in der 33. Minute. Besonders Schlussmann Jens Lehmann war es zu verdanken, dass die 51.428 Fans im Ernst Happel-Stadion nicht eine höhere Niederlage der deutschen Mannschaft sahen.

Während Joachim Löw die zwischenzeitliche Krönung seiner Bundestrainer-Karriere versagt blieb, konnte sich sein Trainer-Kollege Luis Aragones in die Geschichtsbücher eintragen. Mit genau 69 Jahren und 338 Tagen ist er der älteste Übungsleiter, der mit einem Team einen EM-Titel einfuhr. Zudem sind die Iberer als Europameister für den Confed-Cup 2009 in Südafrika qualifiziert.


Die deutsche Mannschaft knüpfte an ihre durchwachsene Leistung im gesamten Turnier an. Von Löws Offensiv-Fußball war über eine Stunde nichts zu sehen. Die Truppe richtete ihr Augenmerk viel zu sehr darauf, das Spiel der Spanier zu verhindern. Doch die Defensive erwies sich abermals als Problemzone der Partie. Die flinken Stürmer der Iberer sorgten immer wieder für Gefahr vor Lehmanns Kasten. Es dauerte sage und schreibe bis zur 60. Minute, bis die DFB-Elf energischer agierte, da lag man aber schon etwas länger zurück.

Die linke Wade von Kapitän Michael Ballack hatte ganz Fußball-Deutschland 24 Stunden auf Trab gehalten. Es dauerte bis 75 Minuten vor Spielbeginn bis endlich fest stand, dass Ballack auflaufen könne. Die Leistung vom 31-jährigen Mittelfeldakteur ließ keine Zweifel an seiner körperlichen Verfassung aufkommen. Erst in der Schlussphase konnte er mit seiner kämpferischen Art die Truppe noch mal mitreißen. Am Ende stand Ballack erneut mit leeren Händen da.

Die Innenverteidigung um Christoph Metzelder und Per Mertesacker waren zu keiner Zeit in der Lage, der rasanten Torres in den Griff zu bekommen. Die rechte Außenbahn war und wird nicht zur Lieblingsposition von Arne Friedrich, der mit dieser gar nicht zurecht kam. Auch Torsten Frings, der zwei Wochen nach seinem Rippenbruch erstmals wieder in der Anfangself stand, konnte längst nicht alle Löcher stopfen. So bekam Keeper Lehmann in seinem vermutlich letzten Länderspiel mehr zu tun als ihm lieb war. Der 38 Jahre alte Torwart, ältester Akteur auf dem Grün, konnte in der 67. Minute die mögliche Vorentscheidung von Ramos verhindern.

Vor dem Anpfiff wünschte Tribünengast Jürgen Klinsmann seinem Nachfolger Jogi Löw mit hochgerecktem Daumen noch einmal Glück und dann ging es los: Der insgesamt 20. Vergleich beider Mannschaften begann mit einer etwas überraschenden Dominaz der DFB-Auswahl und einer Beinahe-Chance für Klose. In der 3. Minute konnte Klose einen Querpass von Sergio Ramos abfangen, doch er wurde von Carlos Puyol im Sechzehner abgedrängt. Doch nach rund 10 Minuten ging die Souveränität verloren. Nach gut 15 Minuten stand erstmals Lehmann im Brennpunkt und verhinderte mit schneller Reaktion ein Eigentor von Metzelder. Metze hatte einen Schuss von Andres Iniesta unglücklich abgefälscht.

Torres (r) erwischt den Ball vor dem geschlagenen
Lehmann und Spanien führt


Der Weltranglisten-Vierte wurde nun immer sicherer in seinem gefürchteten Kurzpassspiel. Als Mertesacker trotz seiner Größenvorteile Torres nicht am Kopfball hindern konnte, verhinderte nur der Pfosten den drohenden Rückstand für die Löw-Elf (23.). Den Nachschuss setzte Joan Capdevila knapp daneben. Die präzisen Pässe in der Spitze brachten Metzelder und Co. immer häufiger in Verlegenheit. Vor allem wenn der schnelle Torres angespielt wurde, wirkten die Abwehrspieler unbeweglich. Als sich Philipp Lahm auf Lehmann verließ, schaltete der von Xavi herrlich freigespielte Torres am schnellsten und hob den Ball über den deutschen Keeper hinweg. Nach einer sehenswerten Ballstafette verpasste David Silva zwei Minuten später sogar die mögliche Vorentscheidung.

Mit Marcell Jansen für den am Fuß verletzten Lahm, aber weiterhin ohne echten Tordrang startete die DFB-Auswahl in die zweiten 45 Minuten. Erst als Löw mit Kevin Kuranyi für Thomas Hitzlsperger einen zweiten Stürmer in die Partie brachte, wurden die Offensivaktionen zielstrebiger und zwingender. Mit einem 18 Meter-Schuss setzte Ballack (60.) ein Achtungszeichen, doch zum ersehnten Ausgleich reichte es gegen die auf Konter lauernden Iberer auch nicht mehr, als mit Mario Gomez in der Schlussphase noch ein frischer Angreifer kam.

Bundestrainer Joachim Löw (r) schlägt sich
die Hände vors Gesicht.