Schalke 04 gelingt ein perfekter Start in die insgesamt 47. Saison der Fußball-Bundesliga, doch der Coach Felix Magath tobt. In Gelsenkirchen weht ein neuer, rauer Wind und der Fußball-Lehrer ließ gleich zu Beginn der neuen Ära trotz des dreifachen Punktgewinns mächtig Dampf ab.
Nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg beim Bundesliga-Rückkehrer 1. FC Nürnberg motzte Magath: “Das hat mit Bundesliga und Mannschaftssport nichts zu tun“, sagte er und spielte insbesondere die Schlussphase der Begegnung an, wo die Knappen den Sieg fast noch hergegeben hatte. Der anspruchsvolle Magath setzt auf Schalke neue Maßstäbe, duldet keine Fehler und hält sich mit Lob meist zurück. So erhielt der zweifache Torschütze Kevin Kuranyi kein durchweg gutes Zeugnis. “Er hat seine Sache sehr gut gemacht, kann sich aber noch steigern“, sagte Magath.
Als die Anhänger der Schalker mit lauten “Kuranyi”-Rufen ihren Torschützen noch hoch leben ließen, platzte dem Coach der Kragen. Denn nach Marek Mintals Anschlusstreffer (88.) verlor Schalke mit riskanten und unkontrollierten Aktionen ohne Not den Ball und der Trainer seine Beherrschung. “Wenn die Mannschaft in Ballbesitz ist und mit vier oder drei gegen eins auf das gegnerische Tor zuläuft, dann kann ich nur unheimlich erbost sein“, wetterte der 56 Jahre alte Trainer im Pay-TV-Sender Sky, “einen Konter muss ich in Ruhe ausspielen und sicher spielen, um die Zeit rumzubringen.”
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff war Magath mit abfälligen Handbewegungen und wüst schimpfend in die Kabine gestürmt. Auch bei der Pressekonferenz hatte er sich noch nicht beruhigt. Magaths Zorn traf Lewis Holtby, der seinen Platz in der Startelf überraschend an den 19-jährigen Nachwuchsmann Christoph Moritz verloren hatte und nach der Pause für Ivan Rakitic eingewechselt wurde.
Als der “Club” vor 46.780 Anhängern im ausverkauften WM-Stadion auf den Ausgleich drängte, ermöglichte der Millioneneinkauf aus Aachen mit einem unmotivierten Befreiungsschlag dem FCN einen gefährlichen Konter. “Das war nicht professionell“, motzte Magath. Holty gab sich später als reumütiger Sünder: “Auch wenn ich erst 18 bin, habe ich einen gesunden Menschenverstand. Ich musste abspielen.”
So hätte der “Club” bei seiner Bundesliga-Rückkehr beinahe noch wenigstens einen Teilerfolg verbucht. Michael Oenning trauerte den drei Punkten aber nicht lange nach, sondern stellte nach seinem Bundesliga-Einstand als Cheftrainer zufrieden fest, dass seine junge Mannschaft “in der ersten Liga mithalten kann. Sie ist wettbewerbsfähig, aber vielleicht nicht clever genug.” Dem einen oder anderen seiner Schützlinge attestierte der Münsterländer “mehr als Bundesligareife” und meinte damit vor allem Dennis Diekmeier. Der Rechtsverteidiger war mit seinen Flankenläufen ein ständiger Gefahrenherd, vor Schalkes Tor tat sich der FCN dagegen mit viel Unvermögen und wenig Kaltblütigkeit hervor.
“Knackpunkt war, dass wir zu wenig Tore geschossen haben“, nannte Oenning das “Kernproblem” seiner Mannschaft beim Namen. Dennoch sieht er keinen Grund, für die nächste Partie in Frankfurt viel zu ändern: “Ich hoffe, dass wir diese Art von Fußball lange spielen können, aber es muss auch was Zählbares herauskommen.” Zählbar war diesmal nur Lehrgeld. “Jeder Fehler wird eiskalt bestraft“, nannte Nürnbergs Kapitän Andreas Wolf den Unterschied zwischen 1. und 2. Liga – da verlor der “Club” in der vergangenen Saison nur ein einziges Heimspiel.