Matip als Eigentorschütze ungewollter Hauptdarsteller

Im Dortmunder Stadion waren die Hauptrollen schon im Vorfeld längst an die Angreifer Lucas Barrios und Lukas Podolski vergeben.

Doch am 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga kam es in der Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln anders und zum Protagonisten wurde einer, der so gut wie nie im Rampenlicht des Fußball-Oberhaus steht. So bescherte Marvin Matip mit seinem ersten Eigentor im 43. Liga-Einsatz (75. Minute) dem BVB im insgesamt 73. West-Derby gegen die Geißböcke beim 1:0 (0:0) einen perfekten Start in die 47. Erstliga-Saison. Vor 78.200 Fußball-Fans stahl ein 23-jähriger Nebendarsteller den jungen Helden ungewollt die Schau.

So konnte sich “Welttorjäger” Barrios, Dortmunds argentinischer 4,5-Millionen-Euro-Einkauf, bei seinem Debüt noch nicht entscheidend in Szene setzen. Der für zehn Millionen Euro vom FC Bayern zum FC zurückgeholte Podolski musste verletzt passen. So stand eben Barrios im Blickpunkt, der seine Rolle noch nicht glanzvoll interpretierte, die Texte indes perfekt abrief. “Ich war absolut fasziniert. Es war überwältigend, vor dieser schwarz- gelben Wand zu spielen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und meine Tore werden von alleine kommen“, sagte der 24-Jährige.

Für den chilenischen Club CSD Colo Colo erzielte Barrios im Vorjahr in 38 Spielen 37 Treffer, beim BVB muss er auf ein solches Erlebnis noch warten. Sein läuferisches Engagement, die Übernahme von Defensiv-Aufgaben und die aufblitzende Grundgefährlichkeit prädestinieren ihn aber für die Besetzung als Liebling der Fans. “Muy bien”, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball in Barrios’ Muttersprache über das, was er von dem Südamerikaner sehen konnte. “Er ist der Stürmer, den wir wollten“, lobte Trainer Jürgen Klopp. “Barrios hat gezeigt, dass er uns weiterhelfen wird“, meinte Manager Michael Zorc.

Doch vorerst musste Marvin Matip dazu beitragen, dass der BVB nun schon seit dem 2:4 am 17. Mai 2008 gegen den VfL Wolfsburg in 18 Heimspielen ungeschlagen ist. Niemand zweifelte daran, dass die drei Punkte hochverdient waren: Der BVB kam auf 16:1 Ecken und 22:7 Torschüsse, und hätte der FC nicht Faryd Mondragon gehabt, wären die Kölner zum Bundesliga-Trainerdebüt von Zvonimir Soldo mit einer Packung nach Hause gefahren. “Er hat ein paar geile Bälle gehalten. Den haben wir richtig warmgefeuert“, sagte Klopp. Den Sieg hätte sich sein Team aber allein schon durch das Powerplay zu Beginn des zweiten Abschnitts verdient. Klopp: “Dass es dann ein Eigentor war, ist mir persönlich wurscht.”

Klopps Widerpart Soldo, ohnehin kein Viel- oder Schönredner wie sein Trainer-Vorgänger Christoph Daum, hielt sich noch mehr zurück als sonst. “Einige meiner Spieler waren zu beeindruckt“, befand er knapp. Klar wurde, dass der Defensiv-Verbund trotz des immensen Drucks der BVB-Offensive seine Aufgaben diszipliniert erledigte. Im Mittelfeld hakte es, der Angriff war ohne Podolski und den weiter ausfallenden Torjäger Milivoje Novakovic keiner, Neuzugang Sebastian Freis wirkte überfordert. Manager Michael Meier war wenig frohgemut: “Wir haben einen Punkt liegenlassen. Damit können wir angesichts unseres schweren Auftaktprogramms nicht zufrieden sein.” Am kommenden Spieltag folgt gegen Meister Wolfsburg die wirkliche Feuerprobe.