Politik kritisiert den Profi-Fußball

Langsam aber sicher geraten dieneuen ab der kommenden Saison geltenden Anstoßzeiten sowie der Fernsehvertrag im deutschen Profi-Fußball immer mehr in die Kritik. Nachdem zuletzt heftige Proteste aus dem Amateurbereich zu hören waren, hat sich nun der Bundestags-Sportausschuss mit eingeklinkt und ungewohnt stark die vorgesehenen Änderungen ab der Saison 2009/10 an den Pranger gestellt.

Das schlägt dem Fass den Boden aus“, sagte Peter Rauen, stellvertretender Ausschuss-Vorsitzender, in Berlin und betonte: “Zum ersten Mal gibt es das Gefühl, dass die Solidarität im deutschen Fußball nicht mehr existiert und aufgekündigt wurde.” “amateurfeindlich und auch familienfeindlich“, nannte FDP-Politiker Joachim Günther die bevorstehenden Anstoßzeiten der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. So wird es am Fußball-Wochenende vom Freitag bis zum Sonntag neun unterschiedliche Spieltermine geben.

Reiner Grundmann, Vorsitzender des Kreisliga-Vereins SC Schaffrath, sagte vor dem Ausschuss: “Wir wollen den Sonntagnachmittag frei, damit wir selbst unsere Existenz sichern können.” Dabei stellten die Amateur-Clubs fest, wie “rücksichtslos die Vertragspartner vorgegangen“, seien. Insbesondere der Anstoß der Sonntagspartie um 15:30 Uhr würde den Vereinen die Zuschauer nehmen und das Vereinsleben an sich würde verloren gehen. “Das Schlimmste: Uns werden auch die Spieler ausgehen“, argumentierte Grundmann und bekam volle Rückendeckung aus der Politik. “Unsere Wahrnehmung ist, dass im Moment ein Flächenbrand entsteht“, meinte Vorsitzende Peter Danckert mit Hinweis auf die möglichen Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Basis und Spitze. “Die Dinge gehen in die völlig falsche Richtung“, betonte Rauen.


Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) verteidigte die neuen Verträge, die der DFL von der kommenden Spielzeit an 412 Millionen Euro bringen. Derzeit werden durch die TV- Vermarktung der 1. und 2. Bundesliga 409 Millionen Euro erlöst. “Es sind weniger Sonntagsspiele als jetzt, das hat auch regionale Effekte“, verwies Seifert auf die Reduzierung der Sonntags-Spiele der 2. Bundesliga von derzeit fünf auf drei Partien. Zudem würde die Bundesliga auch die Winterpause verkürzen. “Wir sprechen von 20 bis 25 Spielen im Jahr, das sind sieben bis acht Prozent“, sagte Seifert und verwies auf die umfangreiche finanzielle Unterstützung des Amateurbereichs auf Basis des Grundlagen-Vertrags mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), der zum 1. Juli dieses Jahres verlängert werden muss.

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach sieht bei allem Verständnis für die Amateur-Interessen “keine Alternativen” für die Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses auch in der Bundesliga: “Man muss die Balance zwischen Basis und Spitze finden, da müssen an irgend einer Stelle Kompromisse gemacht werden.” In anderen Regionen des Landes würden die Proteste der Amateurclubs zudem “gar nicht” existieren. CDU-Politiker Rauen, der früher Vorsitzender des Ex-Zweitligisten FSV Salmrohr war, sieht das anders: “Das Thema brennt, es ist kein Thema nur für den Raum Gelsenkirchen.” Im Westen hatten sich zuletzt die Proteste gegen die Ausweitung des Bundesliga-Spieltags konzentriert. (dpa)