Labbadia kommt mit HSV voran

Noch keine sechs Monate sind nach dem Abschied von Bruno Labbadia aus Leverkusen vergangen und zurückblicken mag der Fußball-Lehrer noch nicht. Für Labbadia gild beim Hamburger SV auch nur eins: Bedingungsloses nach vorn schreiten. Am kommenden Samstag (17.10.2009) empfängt er als Tabellenzweiter seinen ehemaligen Arbeitgeber und Spitzenreiter Bayer Leverkusen.

Der Coach hat noch Kontrakte nach Leverkusen, “man schreibt sich ab und zu eine sms“, meinte der 43-jährige Übungsleiter über das Verhältnis mit seinem Ex-Club, welches im vergangenen Sommer nicht ganz harmonisch zu Ende ging.

Labbadia geht davon aus, dass die Werkself die Substanz hat, bis zum Saisonende ganz oben mitzuspielen. Gute Arbeit attestiert er seinem Nachfolger Jupp Heynckes und auch Sportdirektor Rudi Völler, mit dem er demnächst mal Essen gehen will.

Anders als in der Saison bei Bayer, wo es zum Ende hin Risse zwischen ihm und den Spielern gab, kommt der Übungsleiter bei den Norddeutschen bestens an. Er ist nicht der Kumpeltypund abgesehen von seinem ehemaligen Mitspieler Frank Rost darf ihn keiner duzen. Hohen Stellenwert haben für ihn Einzelgespräche, sehr oft nimmt er sich gerade die jungen, weniger erfahrenen Spieler beiseite und erstickt aufkommende Unzufriedenheit im Keim.

Von Kuschel-Atmosphäre ist beim HSV nichts zu sehen. Die Spieler müssen spätestens um 9.00 Uhr mit dem Frühstück in de Katakomben der HSV-Arena fertig sein. Es wird erst aufgestanden, wenn allesamt mit dem Essen fertig sind und Aufzug benützen ist verboten. Für Huub Stevens und auch Martin Jol war Disziplin oberstes Gebot. Labbadia hingegen baut auf gut gesteuerten Eigenantrieb. «”Er respektiert jeden von uns, erwartet umgekehrt aber auch Respekt ihm gegenüber“, sagt Guy Demel.

Der Trainer lebt seinen Schützlingen wie ein Asket die Professionalität vor. So bereitet der ehemalige Spieler des HSV im Trainingslager die Einheiten gemeinsam mit seinem langjährigen Co-Trainer Eddy Sözer bis in die Nacht vor. Als erstes joggt Labbadia am frühen Morgen eine Stunde für sich allein, um den Kopf freizubekommen, wie er berichtet. “Bruno ist ein Besessener“, sagt Sözer über den Weggefährten. Sözer steht bereits seit der ersten Trainerstation Labbadias bei Darmstadt 98 an dessen Seite. Auf dem Trainingsplatz wird ständig kommuniziert, Labbadia mischt sich ein, korrigiert und hat stets auch für die Verletzten am Rande ein Wort übrig.

Er achtet unheimlich viel auf Details. Jede Kleinigkeit ist ihm wichtig“, sagt Mladen Petric. Auch wenn der Goalgetter ebenso wie sein Sturmpartner Paolo Guerrero monatelang ausfallen, bleibt der Coach, der nach dem Rücktritt von Dietmar Beiersdorfer auch den Posten des Sportdirektors bekleidet, immer bescheiden und verlangt keine Neuverpflichtungen.