Jörg Berger wird 65

Am heutigen Dienstag (13.10.2009) feiert Jörg Berger seinen 65. Geburtstag und hat dabei auch im Rentenalter die Lust das fast schon Unmögliche wahr zumachen nicht verloren.

Ich würde nicht mehr zu Saisonbeginn eine Mannschaft im Abstiegskampf übernehmen. Aber wenn noch mal jemand Hilfe braucht, vielleicht einen Berater – das wäre etwas Anderes“, sage Berger.

Lesereise mit seiner Autobiografie, Experte fürs Fernsehen, zuletzt “Ein-Spieltags-Trainer” bei Arminia Bielefeld – ein Ruhestand im Wortsinn ist für Berger unvorstellbar. “Das geht gar nicht. Mein Leben ist erfüllt. Ich war immer ein Kämpfer, das hat mir wahnsinnig geholfen, was meine Krankheit angeht“, erzählt er. Seit der Diagnose im November 2002 engagiert sich der Wahl-Düsseldorfer, dem es “wieder richtig gut” geht, im Kampf gegen den Krebs. “Ich habe mir gesagt: Früher hast du Mannschaften gerettet, jetzt musst du dich selber retten.”

Nur wenige Fußball-Lehrer in Deutschland haben es wie Berger geschafft, einen bestimmten Typus ihrer Profession derart zu bestimmen.. Wer die Suchmaschine Google nach Suchwörtern wie “Feuerwehrmann” und “Trainer” durchforstet, finden eine Vielzahl an Bildern vom gebürtigen Pommeraner. “Der Ruf des Retters hat mich zunächst gestört, aber es ist besser ein Image zu haben als keins“, meint Berger. Nachdem Berger unter anderem mit Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln und FC Schalke 04 den Klassenverbleib gesichert hatte, machte er 1999 mit der erneuten Rettung der Frankfurter in letzter Minute sein Meisterstück im Tabellenkeller. “Berger hätte auch die Titanic gerettet“, urteilte Eintracht-Stürmer Jan-Aage Fjörtoft damals.

Die letzte Mission scheiterte allerdings: Auch Berger konnte in der vergangenen Spielzeit die Arminia aus Bielefeld nicht vor dem Abstieg in die zweite Liga bewahren. “Das war aber gar nicht so schlecht, zur Arminia zu gehen, weil das meine Statistik noch aufgebessert hat“, erzählt er schmunzelnd. “Ich bin im Moment der Trainer, der die meisten verschiedenen Vereine in der Bundesliga trainiert hat.”

Doch wer sich heute mit dem früheren Jugendnationalspieler unterhält, wechselt schnell vom Sport zur Politik. Knapp 40 Jahre lang hat Berger Fußball-Clubs trainiert, neun davon bis 1979 in der DDR. Aufbrausend spricht er von “den Menschen, die sagen: Das war ja früher alles nicht so schlimm. Das ist für mich erschreckend.” Der Fußball privilegierte Berger und trieb ihn doch zur Flucht. Nach seiner Scheidung hatte er als Jugend-Auswahltrainer sein Team unter anderem nicht mehr ins westliche Ausland begleiten dürfen. Die Stasi setzte ihm nach. 1986 überlebte er als Coach von Hannover 96 einen Giftanschlag.

Damals hatte Berger, der sich in seiner Lebensgeschichte “Meine zwei Halbzeiten” selbst einen Egoisten nennt, seinen Sohn in Leipzig zurückgelassen. “Wir waren uns fremd, als wir uns 1989 das erste Mal wieder gesehen haben“, erzählt der dreifache Vater. Inzwischen haben die beiden ein “Super-Verhältnis“, den Geburtstag nutzt Berger mit seiner Familie für einen Urlaub auf Formentera. Es folgt eine Kreuzfahrtreise durch Südamerika und die Karibik. Natürlich auch wieder mit dem Fußball im Gepäck. Zwischen Brasilien und Französisch Guyana wird Berger aus seinem Buch vorlesen.