Jol wütend: Wenig Verstand – Magath will nur Rang fünf

Dem Fußball-Bundesligisten Hamburger SV fehlt derzeit nach Angaben von Trainer Martin Jol der “Verstand” zu Gewinn der deutschen Meisterschaft, dem VfL Wolfsburg der Wille.

Unmittelbar nach der 1:3-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg sagte Jol: “Meine Jungs haben mit Leidenschaft gekämpft, aber nicht immer mit Verstand.” Sein Kollege Felix Magath sträubt sich gegen Platz eins und behauptet: «”Es ist nicht unser Ziel, Meister zu werden.”

Die Niedersachsen aus der VW-Stadt ließen sich nach dem Sieg über den HSV als “Königs-Mörder” feiern, nachdem sie eine Woche zuvor bereits Hertha BSC von der Tabellenspitze beförderten. Die Wölfe sind mit 13 Zählern aus fünf Partien die beste Rückrundenmannschaft. Das wiederum trieb bei Kaiser Franz Beckenbauer die Sorgenfalten auf die Stirn: “Wenn sie anfangen, jetzt auch noch auswärts alles zu gewinnen, dann muss man mit ihnen rechnen.”

Nur vier Punkte hinter dem erneuten Tabellenführer aus der Haupstadt schließen die Wolfsburger aber einen Angriff auf die Spitze aus. “Wir wollen bei den UEFA-Cup-Plätzen bleiben“, sagte Magath, der sich selbst wahnsinnig über den Dreier bei seinem “HSV” (“Ich habe immer noch die meisten und engsten Verbindungen nach Hamburg“) freut. Offenbar scheint sein Ehrgeiz begrenzt: “Für das internationale Geschäft reicht Platz fünf.”


Einen Platz auf Europas Bühne sieht Magath aber als standesgemäß für den VfL an. “Zum internationalen Konzern VW passt besser ein Verein, der ab und zu auch mal in Paris oder Mailand auftritt“, erklärte Magath in der TV-Sendung “Sportclub” des NDR-Fernsehens die Werks-Philosophie. In Wolfsburg habe sich die Einstellung zum Fußball grundlegend geändert, versicherte Magath und sagte: “Der VfL kann mit mir zufrieden sein. Ich kann es mit dem Verein auch.”

Mit der Bescheidenheit seines Trainers will sich Torjäger Grafite jedoch nicht anfreunden. “Wenn wir so weitermachen, können wir vielleicht ganz oben angreifen“, meinte der Brasilianer, der mit seinem Doppelpack in Hamburg maßgeblich zur ersten Heimniederlage des HSV in dieser Saison beitrug. In 13 Bundesliga-Spielen erzielte der Südamerikaner 14 Tore und bildet mit dem Bosnier Dzeko (11 Tore) den gefährlichsten Sturm der Liga.

Während den Wolfsburgern Platz fünf reicht, will der HSV trotz des Dämpfers unverdrossen den Titel. “Wir sind nach wie vor dabei“, beruhigte Sportchef Dietmar Beiersdorfer zweifelnde Gemüter. Als Tabellenzweiter mit einem Zähler Rückstand auf Hertha BSC liegen die Norddeutschen prächtig im Rennen. “Es gibt keinen Grund, Ernüchterung einkehren und den Kopf hängen zu lassen“, beteuerte Beiersdorfer.

Trainer Martin Jol sah sich nach der Niederlage bestätigt. “Wir sind gut, aber nicht perfekt“, meinte der Niederländer. “Ich glaube, dass wir genug Charakter haben, um uns wieder aufzurichten.” Zunächst können die Hamburger am Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitliga-Schlusslicht Wehen-Wiesbaden alte Stärke zeigen.