Jol missmutig vor Werder-Wochen

Die Generalprobe gewonnen und dennoch mies gelaunt: HSV-Trainer Martin Jol beklagt den Substanzverlust seiner Schützlinge und war gleichzeitig etwas neidisch auf den “Schongang” des kommenden Kontrahenten Werder Bremen in Berlin.

Werder hatte nichts zu gewinnen, nichts zu verlieren, wir mussten Gas geben“, meinte der Übungsleiter nach dem wichtigen 2:1-Heimsieg gegen Hannover 96, bei dem auch Jol seine Stammkräfte zur Schonung vorzeitig ausgewechselt hätte. Doch dafür war die knappe Führung der im Dauereinsatz befindlichen Hanseaten nicht komfortabel genug. Und beim auf drei Hochzeiten tanzenden HSV ist die Meisterschaft der liebste Wettbewerb: “Ziel ist immer noch die Liga, das andere sind Träume, Bonus und Ehre“, meinte Jol vor dem Halbfinalspiel im DFB Pokal gegen die Bremer.

Der doppelte Torschütze Mladen Petric (2./52. Minute), der seine Qualität bei seiner ersten Spielzeit in der Hansestadt mit dem sechsten Doppelpack erneut unterstrich, hatte sogar Verständnis für die Bremer, die beim 1:2 in Berlin auf die Mittelfeld-Asse Diego (Oberschenkel- Probleme) und Mesut Özil (Knieschmerzen) verzichtet hatten: “Die können doch machen, was sie wollen, wir würden das vielleicht auch so machen, wenn wir den Fokus nicht mehr auf der Bundesliga hätten“.


Am liebsten sei ihm die Meisterschaft, “da kämpfen wir die ganze Saison drum“, betonte Petric. In allen drei Wettbewerben habe der HSV bisher gezeigt, dass “wir eine Mannschaft haben, die marschiert. Und das werden wir auch im Derby wieder zeigen“, kündigte der Kroate an, der sich nach der Partie gegen Hannover eine Spritze gegen seine Pollenallergie geben lassen musste.

Besonders stolz war Jol auf die Fähigkeit seines jungen Teams, immer wieder Verletzte und Gesperrte zu ersetzen. Talente wie Jonathan Pitroipa, Jerome Boateng und der gegen 96 wegen Grippe pausierende Dennis Aogo haben sich in den vergangenen Wochen zu Leistungsträgern entwickelt. Im Gegensatz zum Konkurrenten von der Weser sind die Hamburger nicht abhängig von wenigen Stars. Und das nun bevorstehende viermalige Aufeinandertreffen in 19 Tagen stört Jol überhaupt nicht: “Ich kann es nicht ändern, auf diesem Niveau ist es doch ein Traum.” Der Ausgang der Pokalpartie in der Nordbank-Arena könnte richtungweisend für die Werder-Wochen mit den weiteren Aufeinandertreffen im UEFA-Cup und danach in der Bundesliga sein.

Am 21. April wird sich entscheiden, ob der malade Werder-Regisseur Diego auflaufen kann, auch wenn er in der “Bild”-Zeitung schon verkündete: “Im Pokal-Halbfinale bin ich wieder dabei“. Sportchef Klaus Allofs mag Diego nicht ständig nerven. “Ich frage wohl erst mal vorsichtig nach“, meinte er, denn das ständige Nachhaken “wird den Genesungsprozess sicherlich nicht verkürzen“.


Der Brasilianer ist für Werder als Spielgestalter und Torjäger gleichermaßen unverzichtbar. Er absolvierte in Bremen ein individuelles Training, während Özil zumindest schon wieder auf dem Rad unterwegs war. “Es wird eng“, betonte Trainer Thomas Schaaf dennoch. Mittelfeldstar Torsten Frings gibt sich aber optimistischer: “Der eine oder andere wird zurückkommen.”