Jens Lehmann beendet Karriere in Nationalmannschaft

Schlussmann Jens Lehmann hat 40 Tage nach der Niederlage im EM-Finale gegen Spanien den von vielen erwarteten Schlussstrich unter seine Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gezogen.

Nach einem gemeinsamen Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw und Torwartcoach Andreas Köpke hatte der 38 Jahre alte Keeper diese Entscheidung getroffen. Damit geht der Kampf um die Nummer eins zwischen den Pfosten richtig los. Schon vor einer Woche hatte Löw, für den Fall von Lehmans Rücktritt, gesagt, dass er sich vorerst auf keine feste Hierarchie im DFB-Team festlegen wolle. Sogar die Rückkehr von Timo Hildebrand, der überraschend nicht zum EM-Kader zählte, hatte der Übungsleiter nicht ausgeschlossen. Am kommenden Dienstag (12.08.) wird Löw den Kader für das erste Länderspiel nach der EURO in Nürnberg gegen Belgien bekannt geben.

Ich konnte dem Bundestrainer keine Garantie mehr geben, dass ich über das eine Jahr hinaus, für das ich beim VfB Stuttgart einen Vertrag habe, noch Fußball spielen werde“, fiel die Begründung Lehmanns aus. Viele hatten bereits unmittelbar nach der 0:1-Niederlage im Endspiel gegen Spanien mit einem Rücktritt Lehmanns gerechnet. “Insofern habe ich ihm und Andreas Köpke vorgeschlagen, dass sie für die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr mit mir planen“, so Lehmann. “Wir haben in der Beurteilung der Situation absolut auf einer Wellenlänge gelegen. Ich habe mich bei Jens für großartige Leistungen in der Nationalmannschaft bedankt“, sagte Löw.


Löw hatte bei der Europameisterschaft an Lehmann, der am 18. Februar 1998 beim 2:0-Erfolg gegen den Oman in Maskat sein Länderspieldebüt gab, als Nummer eins im deutschen Kasten festgehalten, obwohl der 61-malige Nationalkeeper bei seinem damaligen Verein FC Arsenal in London nur noch Bankdrücker war. “Er hat viel für den deutschen Fußball geleistet und war für mich stets ein wichtiger Ansprechpartner. Beeindruckt haben mich in unserer vierjährigen Zusammenarbeit bei der Nationalmannschaft vor allem die Führungsqualitäten von Jens“, so Löw.

Dessen Vorgänger im Amt des Bundestrainers, Jürgen Klinsmann, hatte den gebürtigen Essener vor der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 zur Nummer eins gemacht und damit den langjährigen Stammtorhüter Oliver Kahn degradiert. Bei der WM hatte Lehmann als sicherer Rückhalt großen Anteil am erfolgreichen Abschneiden mit Platz drei. Vor allem im Viertelfinale gegen Argentinien bewahrte der frühere Schalker das DFB-Team im Elfmeterschießen mit zwei parierten Schüssen vor dem Aus. “Sicher wird unser Erfolg bei der WM 2006 dank des Elfmeterschießens gegen Argentinien immer eng mit seinem Namen verbunden bleiben“, meinte Löw.

Lehmann begann seine Bundesligakarriere beim FC Schalke 04, für den er insgesamt 274 Erst- und Zweitligaspiele bestritt. Mit den “Königsblauen” gewann er 1997 den UEFA-Pokal. Nach einem halbjährigen Intermezzo beim AC Mailand wechselte er zu Borussia Dortmund, wo er 2002 deutscher Meister wurde. Nach fünf Jahren beim BVB wagte Lehmann erneut den Sprung ins Ausland. Beim FC Arsenal wurde der für seine fußballerischen Fähigkeiten gelobte Lehmann auf Anhieb Stammkeeper und zog mit den “Gunners” 2006 ins Champions-League-Finale ein. Im Endspiel gegen den FC Barcelona (1:2) sah der Torhüter allerdings bereits in der 18. Minute die Rote Karte.


Wer Lehmann in Zukunft im deutschen Tor beerben wird, ist offen. Neben dem Hannoveraner Robert Enke und René Adler (Bayer Leverkusen), die bereits bei der EM im Kader standen, macht sich auch der derzeit verletzte Manuel Neuer vom FC Schalke 04 Hoffnungen auf den Platz zwischen den Pfosten. Auch Hildebrand, den Löw überraschend nicht mit zur EM in Österreich und der Schweiz genommen hatte, darf sich wieder Hoffnungen auf eine Nominierung machen. (dpa)